Ausprobiert: Apples Video-Werkzeug Clips

Als besonders intuitive Video-App kündigte Apple "Clips" für Anfang April an. Wir haben den minimalistischen Filmer mit automatischer Transkription einem ersten Test unterzogen.

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Clips
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Immo Junghärtchen

Mit der kostenlosen App "Clips", die Apple gleichzeitig mit neuen iPad-Modellen ankündigte, lassen sich kurze Videos zusammenstellen, mit Filtern und Einblendeffekten versehen und in sozialen Netzwerken oder per Direktnachricht präsentieren.

Die 50 MByte große App erfordert mindestens iOS 10.3, darunter lässt sie sich nicht installieren. Zum Start zeigt sie einen kleinen Film, der mehr Werbung als Anleitung ist. Anschließend fordert ein Mini-Tutorial dazu auf, ein erstes Video aufzunehmen, um beim zweiten Clip dann die LiveText-Funktion zu aktivieren.

Das war's an Anleitung, im Prinzip genügt das auch. Ähnlich der vielen ähnlichen Social-Media-Video-Apps zeichnet Clips so lange auf, wie der Nutzer den Finger auf dem Aufnahme-Button belässt. Zu kurze Aufnahmen straft die App mit einem Hinweis ab. Leicht findet man sich in den wenigen Bedienelementen zurecht, sie erklären sich weitgehend selbst.

Mit zwei Fingern wird in die Aufnahme hineingezoomt. Am iPhone 7 Plus ist dabei nicht das charakteristische Aufblitzen des Wechsels zwischen den Linsen zu sehen, das legt die Vermutung nahe, dass die Clips-App lediglich das Standard-Weitwinkel-Objektiv verwendet. Unterhalb des Vorschaubereichs wechselt der Nutzer in den Foto-Modus oder importiert bestehende Videos aus der iOS-Bildersammlung.

Die quadratischen Videoschnipsel landen in einer Reihe am unteren Bildschirmrand. Nach langem Tippen lassen sie sich verschieben, der einfache Tipp wählt das Filmfragment aus und zeigt die Bearbeitungsmöglichkeiten: Ton stumm schalten, Video kürzen oder löschen.

Die sieben Filter verändern das Erscheinungsbild einzelner Aufnahmen.

Eine Aufnahme zu zerteilen ist nicht möglich. Ebenso wenig kann lässt sich eine aus Versehen im Querformat aufgezeichnete Szene nachträglich drehen. Dafür gibt es sieben Filter-Effekte im Polaroid-, Schwarzweiß- und Comic-Stil. Animierte Einblendungen verwenden teilweise aktuelle Datums- und Ortsinformationen.

Mit der Live-Titel-Funktion sticht Apples Clips-App aus der Konkurrenz von Instagram, Snapchat und Co heraus. Sie verwendet die Audiospur einer Aufnahme, um sie in einem Rutsch in Untertitel zu verwandeln. Die iOS-Spracherkennung versieht das Filmchen dann mit einer weitgehend lippensynchronen Texteinblendung. Sieben Textstile stehen zur Auswahl, alle sind gut lesbar auch im stummgeschalteten Feed eines Sozialen Netzwerks. Sie muss während der Aufnahme aktiviert sein, damit die Transkription möglich ist, nachträglich lässt sie sich dann deaktivieren. Sie benötigt eine aktive Internetverbindung – im Funkloch entstehen keine Untertitel.

Beim Erkennen des Gesprochenen geht häufig Einiges schief.

Die Qualität der Transkription lässt zu wünschen übrig. Wir mussten recht deutlich sprechen, um die Erkennung überhaupt auszulösen. Die von Siri umgesetzten deutschen Texte sind nicht frei von Fehlern oder Auslassungen, was wir ehrlich gesagt nicht anders erwartet hatten. [Update] Tippt man die Texteinblendungen an, kann man falsch verstandenen Text korrigieren. [/Update]

48 gemeinfreie Instrumentalstücke stehen als Hintergrundmelodie zur Auswahl.

Eine große Auswahl musikalischer Untermalungen steht für Hintergrundmusik bereit. Sortiert nach Genres wie "Pop", "Retro" oder "Action" sucht sich der Nutzer unter knapp fünfzig Titeln einen passenden aus oder wählt einen Song aus der Musikmediathek (Apple-Music-Titel stehen nicht zur Verfügung). Die von Apple hinterlegten Titel lassen sich bedenkenlos für die Veröffentlichung auf Videoportalen und Social-Media-Seiten verwenden. Vor der ersten Verwendung muss ein Titel wiederum einmalig heruntergeladen werden.

Nach einem Klick auf "Fertig" wechselt man in die Übersicht der einzelnen Clips-Projekte, die bisher angelegt wurden. Von hier aus gelangt ein Video etwa zu Twitter oder Facebook. Eine zusätzliche Reihe an Freigabezielen bietet iMessage-Empfänger an, die Apples Video-App als wahrscheinlich bevorzugte Empfänger des Projekts sieht. Dafür bezieht es die Liste vorheriger Kontakte ein, aber auch im Video erkannte Gesichter.

Im Test hatte Clips dabei Schwierigkeiten, die iMessage-fähige Adresse auszuwählen, sondern bot stets den Versand als MMS an. Eine manuelle Eingabe des Namens zeigte aber gleich den blau unterlegten Benutzernamen, mit dem das Video per WLAN oder Datenflatrate verschickt wird.

Wer mit Apples Clips-App eine ganztägige Veranstaltung videografisch festhalten will, packt besser eine große Powerbank ein: Nach drei Stunden mehr oder minder intensiven Testens war der Akku eines iPhone 6s Plus runter auf 20 Prozent.

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Apples jüngste Video-App (App-Store-Link) ist intuitiv und macht Spaß, insbesondere denjenigen, die ihre Videos nur wenig editieren und stattdessen schnell einen stimmungsvollen Clip versenden wollen. Unser erster Clip (siehe oben) war binnen einer Viertelstunde fertiggestellt. Erfahrene Filmer werden Übergänge, Farbkorrekturen, Feinschnitt und Überlagerungseffekte vermissen. Die Texterkennuung ist, zusammen mit derKorrigierfunktion, zwar nicht perfekt, aber durhause brauchbar.

[Update] In einer früheren Version schrieben wir, dass die Texteinblendungen der Live-Title-Funktion nicht editierbar waren. Dies wurde korrigiert, das Fazit angepasst. [/Update] (imj)