Rollenspiel Eve Online lässt Spieler nach realen Exoplaneten suchen

Anlässlich des Fanfests in Reykjavik hat CCP ein neues Forschungsprojekt vorgestellt, bei dem Spieler von Eve Online Wissenschaftlern bei der Fahndung nach Exoplaneten helfen.

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Eve Online lässt Spieler nach Exoplaneten suchen

Professor Michel Mayor stellt sein neues Projekt vor.

(Bild: heise online / hag)

Lesezeit: 4 Min.
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Nach der erfolgreichen Suche nach menschlichen Proteinen sind nun die Planeten jenseits unseres Sonnensystems dran: In Reykjavik hat Professor Michel Mayor von der Universität Genf, Schweiz, sein neues Forschungsprojekt vorgestellt, bei dem Spieler des Online-Rollenspiels Eve Online bei der Auswertung von Daten helfen sollen.

Mayor, der Mitte der 90er-Jahre den ersten Exoplaneten entdeckte, nutzt dazu die photometrische Transit-Methode. Dazu wird die Lichtscheibe eines Sterns auf Fluktuationsschwankungen im Infrarotbereich untersucht. Teleskope messen über einen Zeitraum von mehreren Jahren immer wieder die Lichtintensität hunderttausender Sterne. Bei der Auswertung dieser Daten wird versucht, in den stark verrauschten Messwerten periodische Einbrüche zu finden, die auf Abdunklungen aufgrund vorbeiziehender Planeten schließen lassen. Damit lässt sich auf die Größe, Masse und Dichte der Planeten rückschließen.

Exoplanet-Suche in Eve Online (11 Bilder)

Mit Hilfe der photometrischen Transit-Methode sucht Michel Mayor nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Kleinste Fluktuationen im infraroten Lichtspektrum eines Sterns erlauben dem Professor Rückschlüsse auf die Größe, Masse und Dichte der Planeten, die ihn möglicherweise umkreisen.
(Bild: heise)

Leider lassen sich derartige Auswertungen noch nicht komplett automatisieren, da oft nicht nur ein, sondern mehrere Planeten einen Stern umkreisen und so komplexe Muster entstehen, die zudem noch zeitlich schwanken können. Zu den berühmtesten Exoplaneten gehört GJ 1132b, der im Sternbild Segel des Schiffs etwa in 39 Lichtjahren Entfernung mit sechs anderen Planeten um einen roten Zwergstern kreist.

Auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen sollen Spieler von Eve Online ab Juni im "Project Discovery" helfen. Sie können sich die Messdaten der Universität Genf herunterladen und in einem im Spiel integrierten Mini-Spiel nach periodischen Schwankungen suchen. Oftmals werden sie jedoch nichts finden, denn nur ein verschwindend geringer Anteil der Sterne wird tatsächlich von Planeten umkreist.

Damit die Spieler trotzdem nicht die Lust verlieren, sollen sie mit Bonus-Abzeichen im Spiel belohnt werden. Beim Human-Genom-Projekt reichte derlei Ansporn offenbar aus: Innerhalb von drei Wochen hatten Eve-Online-Spieler bereits alle Datensätze durchsucht und so den schwedischen Wissenschaftlern fast 170 Arbeitsjahre erspart.

Das neue Project Discovery soll im Juni online gehen. Gut einen Monat zuvor plant CCP ein umfangreiches Update seines fast 14 Jahre alten Rollenspiels. Ab dem 9. Mai sollen Spieler mit einem aufwendig produzierten Intro-Trailer begrüßt werden. Der Einstieg in das komplexe Spiel erklärt ein verbessertes Tutorial, das frische Spieler rund zweieinhalb Stunden an die Hand nimmt und durch die wichtigsten Elemente des Eve-Universums führt. Die Einleitung soll sie davor bewahren, dass ihre Schiffe im freien Spiel allzu früh von erfahrenen Spielern abgeschossen werden und sie den Free-to-Play-Titel zu früh frustriert wieder verlassen.

Die Grafik hat der Hersteller gehörig aufpoliert, sodass den Raumschiffen im Spiel künftig auch anzusehen ist, wann sie welche Raketenslots öffnen. Veteranen sollen sich auf die Suche nach neuen Superraumschiffen machen, die sie nur in die Finger bekommen, wenn sie sie in großen Massenschlachten kapern. Dabei soll die KI auf verschiedene Angriffstaktiken der Gruppen geschickt reagieren und eine große Herausforderung darstellen.

Am Rande des Fanfests stellte CCP auch ein weiteres VR-Spiel namens "Sparc" vor. Die ehemals "Project Arena" genannte Mischung aus Squash und Tennis erinnert an den Film Tron. Zwei Spieler stehen sich in einer rechteckigen Arena gegenüber und versuchen, sich mit Energiebällen gegenseitig abzuwerfen. Das schweißtreibende Spiel soll bis Ende des Jahres für die VR-Systeme von HTC, Oculus und Sony erscheinen.

Hinweis: Die Reisekosten zur Vorstellung von "Project Discovery" wurden von CCP bezahlt.