Per Adsense gegen Youtube-MP3: Warnhinweis von Google an die taz

Youtube-MP3.org ist Googles Videoportal schon seit längerem ein Dorn im Auge. Nun ging bei der taz ein Warnhinweis von Googles Werbedienst Adsense wegen eines Berichts über den Streamripper ein. Das war ein Fehler, erklärt Google. Es bleiben aber Fragen.

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Google hat die taz aufgefordert, eine Meldung über einen Rechtsstreit des US-Suchmaschinenanbieters inhaltlich zu verändern oder die daneben mittels Adsense angezeigte Werbung zu deaktivieren. Sollte dem nicht Folge geleistet werden, könnte sogar die Ausspielung von Adsense-Werbung auf der gesamten Internetpräsenz der taz gestoppt werden. Wie die Zeitung in einem Blogeintrag erläutert, ging diese Aufforderung bei einem Werbedienstleister der taz ein, eine Bitte um Klärung sei zunächst nicht beantwortet worden. Besonders fragwürdig war das Vorgehen, weil Google über die Hintertür gegen unliebsame Berichterstattung vorzugehen schien. Inzwischen hat das Unternehmen den Warnhinweis aber zurückgezogen und einen Fehler eingestanden.

Adsense ist ein Angebot von Google, über das die Anzeige von Werbung auf Internetseiten organisiert und quasi ausgelagert werden kann. Der Adsense-Kunde – in diesem Fall die taz – stellt die Werbeplätze und Adsense sorgt dann dafür, dass Besuchern der Seite darauf möglichst relevante Werbung angezeigt wird. Dafür wird ein Teil der für von den werbenden Unternehmen gezahlten Beträge einbehalten. Der Rest geht an die taz. In den zugehörigen Verträgen verpflichtet sich der Adsense-Kunde unter anderem dazu, dass der Inhalt neben den Anzeigen bestimmte Anforderungen erfüllen, also etwa keine Gewalt verherrlicht oder keine "illegale Aktivitäten bewirbt".

Gegen diese Bestimmungen soll die taz nun mit einem Artikel verstoßen haben, in dem es um den Rechtsstreit zwischen Google und dem MP3-Konvertierungsdienst Youtube-MP3.org geht und in dem dieser auch verlinkt ist. Eventuell sei es dieser Link, den Adsense entfernt haben möchte, mutmaßt man bei der taz. Auf Youtube-MP3.org können Nutzer die Tonspur beliebiger Youtube-Videos einfach ins MP3-Format konvertieren und dann herunterladen. Das ist nicht nur der Google-Tochter YouTube schon seit längerem ein Dorn im Auge: Vergangenes Jahr reichten mehrere Lobbyverbände der Musikindustrie Klage gegen den laut aktuellen Gerichtsurteilen legalen Dienst ein.

Wie die taz bereits vermutete und Google inzwischen gegenüber heise online bestätigt hat, war die Anfrage automatisch erstellt worden: "Der betreffende Artikel hat einen automatischen Richtlinien-Verstoß ausgelöst, der sich nach einer Überprüfung jedoch als unzutreffend herausgestellt hat", teilte das Unternehmen mit. Adsense hatte also offenbar automatisch auf Kundenseiten nach Links zu dem Konvertierungsdienst gesucht und in mindestens einem Fall deren Löschung verlangt. Da Youtube-MP3.org aber laut dem gegenwärtigen Stand der juristischen Auseinandersetzungen legal ist, erscheint das Vorgehen wie eine Ausnutzung der Marktmacht, um gegen den ungeliebten aber vielbesuchten Dienst vorzugehen.

heise online übrigens nutzt ebenfalls Adsense und hat auch inklusive Verlinkung über den Konvertierungsdienst berichtet, aber bislang keine derartige Aufforderung von Google erhalten. Nachdem sich Google gegenüber der taz anfangs nicht zu dem Sachverhalt geäußert hat, steht die Tageszeitung inzwischen in Kontakt mit dem Unternehmen, wie sie gegenüber heise online bestätigt hat. (mho)