Front gegen geplante Auslieferung von Java 9 macht sich breit

Etliche Vertreter aus der Java-Community haben Bedenken geäußert, dass das für Java 9 geplante Java Platform Module System noch nicht reif genug sei, und fordern nun einen nochmaligen Aufschub der nächsten Sprachversion.

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Front gegen geplante Auslieferung von Java 9 macht sich breit
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Java 9 soll am 27. Juli 2017 final veröffentlicht werden. Nachdem das nächste Release schon etliche Male aufgrund der sich hinziehenden Arbeiten am Java-Modul-System Jigsaw verschoben wurde, scheint Java-Statthalter Oracle nun gewillt zu sein, den Termin zu halten, auch wenn Anfang März das Gerücht aufkam, dass es zu einer erneuten Verzögerung kommen könnte. Gegenwind gibt es jetzt allerdings aus anderer Richtung. Denn etliche Mitglieder des Java Executive Committee haben in einem Blog-Beitrag ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, dass das Java Platform Module System, so mittlerweile der offizielle Name von Jigsaw, noch nicht reif genug sei.

Stark für die Kritik machen sich vor allem Vertreter von Red Hat (David Lloyd, Jason Green, Scott Stark, Mark Little, Mark Proctor), weitere genannte Entwickler sind Robert Scholte, der der Entwicklung von Apache Maven vorsteht, Neil Bartlett (Paremus) und Brian Fox (Sonatype), die aus unterschiedlichen Motiven heraus jetzt diese Bühne betreten.

Es heißt in dem Blog-Beitrag, dass Jigsaw ein Modulsystem sei, das erfolgreich bei der Modularisierung von Java selbst funktioniert habe, aber in "echten" Anwendungsszenarien weitgehend ungeprüft wäre. Viele existierende Java-Anwendungen seien unter Jigsaw nicht möglich oder würden erhebliche Architekturanpassungen erfordern.

Zentrale Konzepte von Jigsaw beruhen den Autoren zufolge auf einem reduktiven Ansatz, um die Kompatibilität zu gewähren, was im Falle eines modularisierten Java gut funktioniere, aber nicht bei dem Gros der tatsächlichen Anwendungsfälle. Sämtliche auf JPMS basierende Software müsse zudem der strikten Designphilosophie von Jigsaw folgen. Durch die strikte Durchsetzung der mit Jigsaw gesehenen Richtlinien, die für die Modularisierung und Kapselung der Java-Plattform selbst in die Anwendungsdomäne sinnvoll seien, reduziere die Spezifikation die Fähigkeit für Entwickler, Anwendungen einfach für diese modulare Welt anzupassen.

Die Kritiker befürchten gar eine Fragmentierung der Java-Community. So ist von einer sich abzeichnenden Jigsaw-Welt und einer Nicht-Jigsaw-Welt die Rede. In Letzterer werden beispielsweise Java SE Classloaders, OSGi und Java EE gesehen. Entgegen der ursprünglichen Ziele des für die Modularisierung zuständigen Java Specification Request (JSR 376) sieht es für Kritiker außerdem derzeit danach aus, dass sich Jigsaw-Anwendungen vermutlich weniger robust und wartungsintensiver als gegenwärtige Java-Applikationen verhalten würden. Schließlich sieht man bei den derzeitigen Entwicklungen die Chance verbaut, dass das JPMS die künftige Basis für eine modulare Java Enterprise Edition bilde. Auch hier laufe es darauf hinaus, dass Unternehmen wie Red Hat mit ihren jetzigen Java-EE-Produkten brechen müssten, da die Kompatibilität nicht aufrechtzuerhalten sei.

Die Gegner der geplanten Auslieferung von Java 9 schlagen einen nochmaligen Aufschub für das Release vor. Dafür spreche, dass sich einige der im Blog genannten Punkte wie Layer-Primitiven, Circularity und Versionsbeschränkungen relativ einfach angehen ließen. Hier ließen sich Hooks einbauen, die helfen würden, Quellcode in Richtung Jigsaw zu portieren. Im Blog-Beitrag machen die Autoren noch viele weitere Vorschläge. (ane)