Microsofts To-Do kann mit Wunderlist bisher nicht mithalten

Microsofts neue Aufgabenverwaltung liegt derzeit noch weit hinter dem Vorgänger Wunderlist zurück.

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  • Dr. Holger Schwichtenberg
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Microsofts neue Aufgabenverwaltung liegt bei einem Funktionsvergleich derzeit noch weit hinter dem Vorgänger Wunderlist zurück.

Microsoft hat gestern eine Vorschauversion seiner neuen "Microsoft To-Do"-Anwendung veröffentlicht, die der Nachfolger der sehr erfolgreichen Aufgabenverwaltung Wunderlist werden soll. Microsoft hatte im Juni 2015 die Berliner Firma 6Wunderkinder für eine Summe "zwischen 100 und 200 Millionen US-Dollar" aufgekauft. Die Weiterentwicklung von Wunderlist stagnierte seitdem. Microsoft arbeitete stattdessen unter dem Codename "Cheshire" an einer neuen App, die sich in Microsoft Outlook und die Microsoft-Cloud integrieren soll.

Microsoft To-Do gibt es aktuell für Windows 10 (inkl. Mobile), Android, iPhone und als Webanwendung. Apps für MacOS, iPad und Android-Tablet sind geplant, aber noch nicht verfügbar. Zur Anmeldung braucht man ein Microsoft-Benutzer- oder Office-365-Konto. Wunderlist unterstützt darüber hinaus auch Google- und Facebook-Konten sowie eigene Konten.

Auch wenn das Grundkonzept mit Aufgaben in Aufgabenlisten sowie der verwendeten Symbole an Wunderlist erinnert, kann Microsoft To-Do doch mit dem Original nicht mithalten. Es fehlen Unteraufgaben zu Aufgaben, ihre Priorisierung, die Ablage von Dateien zu Aufgaben, der Ausdruck von Listen und die Möglichkeit, Aufgabenlisten mit anderen Benutzern zu teilen. Auch die in Wunderlist vorhandenen automatischen Listen "Alle", "Woche" und "Wichtig" sowie die (weniger bekannte) Unterstützung für Hastags fehlen. Es gibt in Microsoft To-Do lediglich die "Heute"-Ansicht, die laut Produktmanager Ori Artman (seinem Linked-In-Profil zufolge war er zwischen 2009 und 2015 bei Microsoft in den USA und ist jetzt März 2017 für Microsoft in Berlin bei der neuen To-App tätig) "intelligente Vorschläge" macht, was ich heute erledigen möchte.

Die angekündigte Integration in Microsoft Outlook gibt es noch nicht. Auch das Response Web Design von Microsoft To-Do (s. Abb. 1) ist nicht so gut wie beim Original.

Die To-Do-Webanwendung hat Schwächen beim Responsive Design (Abb. 1).

Microsoft bietet einen Importer, um Aufgaben aus Wunderlist nach Microsoft To-Do zu überführen. Unteraufgaben können dabei nur als Notizen eingelesen werden, da Microsoft To-Do ja noch keine Unteraufgaben unterstützt. Der Importer wollte in einem Test heute morgen aber nicht funktionieren (s. Abb. 2).

Der Importer hat nach einer halben Stunde immer noch nicht eine Liste mit drei Aufgaben importiert (Abb. 2)

Die Begeisterung über die neue App, die Artman in seinem Blogeintrag ausdrückt, kann ich als begeisterter Wunderlist-Nutzer daher absolut nicht teilen.

Es stellt sich die Frage, warum Microsoft überhaupt neue To-Do-Apps entwickelt, statt die für viel Geld aufgekauften Apps weiterzuentwickeln. Hierzu gibt es keine offizielle Stellungnahme. Es wird aber vermutet, dass der Grund dafür ist, dass Wunderlist nicht auf Microsoft-Techniken und Microsoft-Cloud-Produkten aufbaut.

Artman kündigt in seinem Blogeintrag an, dass Microsoft Wunderlist aufgeben werde, sobald man "das Beste aus Wunderlist in To-Do übernommen habe" ("Once we are confident that we have incorporated the best of Wunderlist into To-Do, we will retire Wunderlist."). Microsoft sammelt Vorschläge für die Verbesserung von To-Do auf Uservoice.

Dafür gibt es bisher ebenso wenig einen Termin für die das Ende von Wunderlist. Ich kann die lange Entwicklungszeit für die neue To-Do-App nicht nachvollziehen.

Ich habe eine Wunderlist sehr ähnliche Anwendung unter dem Namen MiracleList als Webanwendung in weniger als einer Woche entwickelt. Das zugehörige Tutorial startet in der heute erschienenen iX 5/2017. Ursprünglich war es für die iX 4/2017 geplant, die Redaktion hat den Beitrag dann aber passend zum Schwerpunkt "JavaScript heute" eine Ausgabe verschoben. ()