Pirate-Bay-Gründer startet anonymen Domain-Service Njalla

Peter Sunde, Gründer von The Pirate Bay, hat einen neuen Service für anonyme Domains gestartet: Njalla will die Privatsphäre seiner Kunden besser schützen als andere Privacy-Anbieter.

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Pirate-Bay-Gründer startet anonymen Domain-Service Njalla

"Njalla" verkauft anonyme Domains – und bezeichnet eine Lagerhütte, die auf hohen Stelzen steht.

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Wer eine Top-Level-Domain bestellt, muss Namen und Adresse preisgeben. Das verlangt die ICANN, welche die Vergabe von Domainnamen und Adressen im Internet koordiniert. Diese persönlichen Daten sind über Whois-Abfragen für jedermann einsehbar – ein Problem beispielsweise für politische Aktivisten. Ihnen und anderen will Peter Sunde nun helfen: Der Gründer von The Pirate Bay hat mit Njalla einen Domain-Dienstleister für Menschen gestartet, die ihre "Privatsphäre ernst nehmen".

Die Firma mit Sitz in Nevis, einer kleinen Insel in der Karibik, bietet ihren Kunden anonyme Domains an und verteidigt damit die Meinungs- und Redefreiheit im Netz. Sogar Trump sei willkommen, schließlich habe jeder Internetnutzer das Recht auf Privatsphäre und Anonymität.

Njalla sei eine Art "betrunkener (aber verantwortungsvoller) Strohmann", der im Zweifel die Schuld auf sich nimmt, wenn den Kunden Ärger wegen ihrer veröffentlichten Meinung droht. Das gilt aber nur, wen diese Meinungsäußerungen sich im rechtlichen Rahmen bewegen – Rechtsextremisten sind also ausgenommen, schreibt Njalla.

Hinter der Firma steht ein Team von Internet-Aktivisten, die in weiteren Privacy-Projekten involviert sind oder waren, etwa bei The Pirate Bay, bei Flattr oder beim VPN-Dienst IPredator. Man habe deshalb viel Erfahrung mit Anonymität im Netz, versichern die Njalla-Betreiber auf ihrer Website.

"Simplicity is just awesome", findet Njalla. Deshalb verzichtet auch dessen Website auf unnötigen Schnickschnack.

Anonyme Domains sind nichts Neues. Doch die existierenden Anbieter, die Privatsphäre versprechen, sind Peter Sunde nicht anonym genug. Man könne zwar einen "Privacy by proxy"-Service nutzen, doch der sei eher dazu gedacht, Spam abzuwehren, als wirklich die Identität des Domain-Inhabers zu schützen, erklärte Sunde gegenüber Torrent Freak. Er plädiert dafür, dass das Internet und Online-Dienste mehr Möglichkeiten zur Anonymität bieten sollten. Großen Nachholbedarf sieht Sunde insbesondere bei Domains. Vor Klagen fürchtet er sich nicht, denn den Rechteinhabern wären die Domains egal; sie interessieren sich nur für die Inhalte.

Nicht der Kunde erwirbt eine Domain, sondern Njalla, denen die Domain folglich auch gehört. Njalla ist kein eigener Domain-Name-Registrar, sondern selbst Kunde eines solchen; die Firma dient lediglich als Mittelsmann zwischen Registrar und Kunden. Dieser behalte aber die volle Kontrolle über die Domain, verspricht Njalla. Jederzeit sei ein Transfer der Domain zu einem anderen Anbieter möglich, wie auch der Domain-Umzug hin zu Njalla möglich ist. Die Kunden entscheiden auch, ob sie Njallas Nameserver nutzen möchten oder lieber ihre eigene Daten hinterlegen.

Der Preis einer Domain ist von ihrer Endung abhängig: Eine .com-, .net- oder eine .org-Domain kostet 15 Euro pro Jahr. Exotischere Endungen wie .reisen, .ninja oder .cool sind deutlich teurer und kosten jährlich 30 oder 60 Euro. Als Zahlungsart akzeptiert Njalla neben PayPal auch Bitcoins. Njalla hat seine Pforten ab sofort geöffnet, befindet sich aber noch in der Beta-Phase. Man wolle eine beschränkte Anzahl an Kunden aufnehmen – und so tun, als würde man auf ihr Feedback hören, so Njalla. Humor hat der Laden jedenfalls. (dbe)