Streaming treibt Wachstum in der Musikindustrie an

Die weltweite Musikindustrie wächst wieder und blickt optimistisch in die Zukunft. Auch in Deutschland boomt das Geschäft mit dem Streaming. Die Branche schießt sich jetzt auf Plattformen wie YouTube ein, die ihr weniger Geld einbringen.

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(Bild: dpa, Britta Pedersen)

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  • dpa
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Streamingdienste haben der Musikindustrie 2016 das stärkste Wachstum seit mindestens 20 Jahren beschert. Im vergangenen Jahr kletterten die weltweiten Verkaufserlöse um 5,9 Prozent auf 15,7 Milliarden Dollar (knapp 14,5 Milliarden Euro), wie der Verband der internationalen Musikindustrie IFPI am Dienstag in London mitteilte. Das sei der höchste Anstieg seit Beginn der Marktbeobachtung durch den Verband 1997.

"Es besteht kein Zweifel daran, dass Streaming die große treibende Kraft hinter dem Wachstum ist", erklärte IFPI-Chefin Frances Moore im Jahresbericht des Verbands. Die Umsätze in diesem Bereich stiegen kometenhaft um rund 60 Prozent an. In Deutschland wuchsen die Streaming-Erlöse sogar um 73 Prozent – auch wenn der Verkauf von Tonträgern hierzulande immer noch etwas mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmacht.

Laut IFPI brachte das digitale Geschäft im vergangenen Jahr die Hälfte der Einnahmen in der Musikindustrie. In den USA machte Streaming erstmals mehr Umsatz als die anderen Vertriebsformen zusammen. Das stärkste Wachstum verbuchte die Musikindustrie in Indien (plus 26,2 Prozent), Mexiko (plus 23,6 Prozent) und China (plus 20,3 Prozent). In Europa wuchsen die Umsätze um vier Prozent.

Zum Jahresende seien 112 Millionen Nutzer bei Streamingdiensten angemeldet gewesen, hieß es. Bei Anbietern wie Spotify, Apple Music, Deezer oder Napster können sie Musik direkt aus dem Netz abspielen. Das große Wachstum habe den Rückgang bei Downloads (minus 20,5 Prozent) und dem Verkauf von Tonträgern (minus 7,6 Prozent) mehr als ausgeglichen, hieß es.

"Jahre der Investitionen und Innovationen haben begonnen, eine Industrie zu belohnen, die sich von der Anpassung an das digitale Zeitalter dahin bewegt hat, es zu lenken", erklärte Moore. Trotzdem schoss die IFPI-Chefin scharf gegen Plattformen wie Googles Video-Dienst YouTube, die "Musik nicht auf einer fairen Grundlage lizenzieren". Damit die Industrie nachhaltig wachsen könne, müsse mehr getan werden, um "den Wert von Musik zu schützen und Kreativität zu belohnen", erklärte Moore.

Streaming-Abos, die in dem Geschäft das meiste Geld einbringen, kosten bei Diensten wie Spotify oder Apple Music rund zehn Euro oder Dollar im Monat. YouTube hat über eine Milliarde Nutzer, die sich auf der Plattform auch Musikvideos ansehen. Die Musikindustrie kritisiert, dass gemessen an der Nutzerzahl viel weniger Geld als bei den Streaming-Services abfällt. Die Google-Plattform verweist im Gegenzug darauf, dass mit den Rechteinhabern die Werbeerlöse im Umfeld ihrer Videos geteilt würden und sie ihre Inhalte von der Plattform nehmen könnten. Zugleich platzieren Musikkonzerne auch selbst Videos bei YouTube aus Werbezwecken. (vbr)