Autokauf im Internet bleibt vorerst Zukunftsmusik
Nach Einschätzung der Autokonzerne haben die Verbraucher derzeit kein Interesse, ihre Vehikel quasi blind und ohne Anfassen im Internet zu bestellen.
Der bequeme Autokauf per Mausklick im Internet bleibt Zukunftsmusik. Nach Einschätzung von Branchenexperten haben die Verbraucher derzeit kein Interesse, ihre Vehikel quasi blind und ohne anzufassen über die Datenautobahn zu bestellen. "Es hat sich unsere Einschätzung bestätigt, dass sich die Autokäufer zwar im Web informieren, die Lust auf den virtuellen Einkauf aber noch sehr begrenzt ist", berichtete Vorstandsmitglied Roland Gleisner von der Volkswagen Financial Services AG am Donnerstag in Frankfurt.
Nach Ansicht von Gleisner, der auch Sprecher des Arbeitskreises der Banken und Leasinggesellschaften der Automobilwirtschaft ist, wird das Internet als Vertriebsschiene für die Autokonzerne auf Jahre hinaus nur eine Nebenrolle spielen. Studien hätten gezeigt, dass nur wenige Kunden – die Zahl bewege sich im einstelligen Prozentbereich – Interesse an einem Autokauf per Computer haben. "Das Internet wird den klassischen Handel ergänzen, aber nicht ersetzen können. Doch die Kunden werden sich zunehmend im Internet informieren", ist Gleisner überzeugt.
Derzeit klicken gerade mal fünf Prozent der potenziellen Autokäufer auf die Web-Seiten der Hersteller, um sich über Preis, Farbe oder Ausstattung ausgeguckter Fahrzeuge schlau zu machen. "Entscheidend ist, dass es für den Kunden beim Kauf im Netz keinen Preisvorteil gibt", erklärt Gleisner die starke Zurückhaltung der Verbraucher. Zwar wollen Autobauer wie etwa Opel ihren Absatz über das Internet künftig ankurbeln, große Preisnachlässe können die Kunden jedoch nicht erwarten. Im Gegenteil: "Unser Internet-Rabatt würde für die Händler sogar eine deutliche Ertragsverbesserung bedeuten", räumt Marketing-Stratege Volker Neu von der Opel Bank in Rüsselsheim ein.
Ohne den Weg zum Händler gibt es bislang keinen Neuwagen. Zudem lässt sich per E-Mail aber auch kaum erfolgreich feilschen. Vor Ort, in unmittelbarer Nähe zum Traumwagen und mit Blickkontakt zum Verkäufer, dürfte der Preispoker effektiver sein. Schließlich wird meist der eigene alte Gebrauchte als Teilzahlung für den Neuen dem Händler abgetreten. Auch dies ist über das Internet nicht zu machen. In der Autobranche glaube "niemand, dass es mit den derzeitigen Geschäftsmodellen im Internet eine Zukunft gibt", betont Gleisner.
Die Flaute im heimischen Automobilmarkt hinterlässt unterdessen auch bei den Banken und Leasinggesellschaften der Branche Kratzer. Die Zahl der Finanzierungen für Neuwagen gingen um rund 15 Prozent auf 588.374 zurück. Bei Gebrauchtautos gab es dagegen einen Anstieg von 3 Prozent auf 824.049 Neuverträge. In der Sparte Leasing reduzierte sich die Zahl der Neuverträge bei gewerblichen Nutzern um 4 Prozent auf 501.763, bei Privatautos um 5 Prozent auf 242.786. Das Volumen der Kundenfinanzierung erhöhte sich bei den 13 Mitgliedern des Arbeitskreises Banken und Leasing aber von 34 auf 34,4 Milliarden Mark. Der Leasing-Umsatz stieg um 8,6 Prozent auf 28,8 Milliarden Mark. (Olaf Zapke, dpa) / (jk)