Gematik: Elektronische Gesundheitskarte kann mobil genutzt werden – aber sehr umständlich

Auf der Medizin-IT-Messe ConHIT wird über die mobile Zukunft der elektronischen Gesundheitskarte diskutiert, nachdem ein Prüfbericht der Gematik dazu vorliegt.

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Gematik: Elektronische Gesundheitskarte kann mobil genutzt werden – aber sehr umständlich

Eine virtuelle Institutionskarte soll auf einem Telematik-Server erzeugt werden und den mobilen Zugriff auf die Kartendaten freigeben.

(Bild: Gematik)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Auf der ConHIT, der Messe für medizinische IT wurde in Berlin die künftige Entwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) diskutiert. Schließlich steht der große Rollout mit dem Anschluss aller Krankenhäuser und Arztpraxen unmittelbar bevor. Obwohl bisher nur die Zahnärzte eine Finanzierungsvereinbarung haben, sich Ärzte und Krankenkassen darüber noch streiten und die Online-Tests in der Testregion Südost noch gar nicht angefangen haben.

Anlass für die neue Diskussion der eGK war ein Prüfbericht der Projektgesellschaft Gematik, die für die Einführung der eGK und den Aufbau der telematischen Infrastruktur (TI) die technischen Vorgaben entwickelt. Nach den Vorgaben des eHealth-Gesetzes sollte die Gematik prüfen, wie es um die mobile Nutzung der eGK mit Smartphone oder Tablet und den nötigen Apps bestellt ist.

Die Antwort der Medizin-Informatiker: Es geht, es ist aber wegen der kontaktbehafteten Kassenkarten sehr umständlich. Schließlich sei es zwingend erforderlich, dass Smartphone und Tablet via Bluetooth oder USB-Kabel mit einem Karten-Lesegerät verbunden werden. Zwar seien auch kontaktlose Karten spezifiziert, doch eben nur in der Theorie: "Da aktuell für kontaktlose Karten im Gesundheitswesen, bspw. in Ermangelung entsprechender zugelassener Kartenleser, keine Anwendungsszenarien existieren, gibt es derzeit keine eGK mit kontaktloser (NFC-)Schnittstelle. Daher ist bei der Anbindung der eGK an die Geräte der Versicherten derzeit immer von einer Nutzung eines separaten Kartenlesegerätes auszugehen."

Einfacher soll es hingegen sein, den Blick auf die "Fächer" einer eGK (Notfalldaten, Organspendeerklärung, Patientenfach, Patientenquittungen, Persönliche Erklärungen, Verordnungen, Versichertenstammdaten) zu realisieren. Dabei soll eine virtuelle Institutionskarte ins Spiel kommen, die mittels Hardware-Sicherheitsmodul auf einem Telematik-Server erzeugt wird und den mobilen Zugriff auf die Kartendaten freigibt. Diese "Zweikartenlösung" würde den lokalen Anwendungsfall abdecken, bei dem der Patient in einer Arztpraxis oder beim Apotheker die Daten in seiner eGK einsieht.

Angesichts der Begeisterung, mit der medizinische Apps auf der ConHIT promotet wurden – es gab sogar im dritten Jahr einen AppCircus genannten Wettbewerb – zeigt der Prüfbericht der Gematik, dass die elektronische Gesundheitskarte in einer Sackgasse steckt, weil sie nicht in mobile Szenarien integriert werden kann. Was bleibt, ist die Hoffnung vieler Anbieter, eine Übernahme von Teildaten der Gesundheitskarte in eine Patientenakte zu ermöglichen, die wiederum mit einer App gekoppelt ist. (anw)