Kommentar: Windows 10 S – endlich Schluss mit lustig

Mit der neuen S-Klasse schiebt Microsoft dem Lieblings-Hobby der anvisierten Zielgruppe der Schüler und Studenten einen Riegel vor: Spiele von Steam, GOG & Co. bleiben draußen – die Jugend soll sich schließlich auf die wichtigen Dinge konzentrieren.

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Windows

(Bild: dpa, Jagadeesh Nv)

Lesezeit: 2 Min.

Gabe Newell – Chef von Valve Software und Betreiber von Steam, der weltweit größten Vertriebs-Plattform für Computerspiele – hatte es geahnt, dass dieser Tag einmal kommen würde: Mit der Einführung von Windows S lässt Microsoft nur noch den Software-Vertrieb über seinen eigenen Windows-Store zu und sperrt alle anderen Anbieter aus.

Gewiss, es betrifft erst einmal nur die Billigversion von Windows und sie lässt sich weiterhin auf ein vollwertiges Windows umrüsten. Aber Windows S zielt speziell auf den Computernachwuchs und lockt dessen Eltern mit extrem billigen Notebooks. Und wenn der Nachwuchs sich erst einmal daran gewöhnt, Software nur noch im Windows-Store zu kaufen, dann wird zumindest ein Teil von ihm das wohl auch in Zukunft tun.

Mag sein, dass der Ausschluss der Spiele nur ein Kollateral-Schaden ist und Microsoft eigentlich den Schulen nur die Sicherungen seiner Enterprise-Version schmackhaft machen will. Doch ob sie wollen oder nicht, sie schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits vereinfachen sie den Support-Aufwand, indem Lehrer jetzt einfach festlegen können, was auf den Kisten laufen soll und was nicht. Zum anderen werden die Kleinen nun nicht mehr durch irgendeinen Ego-Shooter vom Büffeln abgelenkt – das freut System-Admins wie auch besorgte Eltern und Lehrer.

Ein Kommentar von Hartmut Gieselmann

Hartmut Gieselmann, Jahrgang 1971, testet seit Ende der 90er Jahre Spiele für c't. Als Redakteur ist er immer auf der Suche nach neuen Spielkonzepten und stellt diese regelmäßig in der Video-Reihe c't zockt vor.

Wenn Hersteller die neuen S-Kunden künftig erreichen wollen, müssen sie ihr Spiel wohl oder übel im Windows-Store platzieren. Damit knabbert Microsoft weiter an der Vorherrschaft von Steam. Zu sehr hatte es die Redmonder offenbar gewurmt, dass eigene Initiativen wie "Games for Windows" sich bislang als Rohrkrepierer erwiesen, während Steam von einem Rekord zum nächsten eilte.

Doch es gibt eine Alternative, selbst wenn man keine 50 Euro für das Update auf eine Windows-Vollversion berappen will. In weiser Voraussicht hatte Valve bereits vor vier Jahren begonnen, Steam auf Linux zu portieren. Vielleicht wird ja das freie Betriebssystem bald zum neuen El Dorado für Computerspieler.

Aber vielleicht kommt es ja auch gar nicht so weit und hiesige Kartellwächter machen Microsoft noch einen Strich durch die Rechnung. Wie schon damals im Browser-Krieg könnten sie den Redmondern vorschreiben, dass sie weitere Download-Portale neben dem Windows-Store zulassen müssen. Und dabei wollte Microsoft doch nur behilflich sein, im Kampf gegen die Bildungsmisere ... (hag)