RoboCup German Open: Roboter im Relegationsfieber

Ein ganzes Wochenende lang dient das Magdeburger Messegelände als Sportplatz: Es laufen die RoboCup German Open. An dem dreitägigen Roboterturnier nehmen über 200 Teams teil.

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RoboCup German Open: Roboter kicken in 1. und 2. Liga
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

"Das Gewusel ist in Halle 3", lautet der Hinweis bei der Ankunft auf den RoboCup German Open 2017. Gemeint ist der Teambereich für RoboCup Junior. In den Vorjahren hatte er noch neben die Spielfelder in Halle 2 gepasst, doch dort beanspruchen nun Aussteller und Workshops mehr Platz, sodass die Juniorteams für ihre Vorbereitungen und Tests in eine eigene Halle ausweichen mussten.

RoboCup, Eröffnung der German Open (15 Bilder)

Das Gewusel ist in Halle 3 …
(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Schülerinnen und Schüler stellen wie immer den größten Teil der Teilnehmer. Bundesweit hätten über 500 Teams an sechs regionalen Qualifikationsturnieren teilgenommen, melden die Organisatoren. Die besten 166 Teams sind jetzt nach Magdeburg gekommen, um in den drei Disziplinen des RoboCup Junior (Rescue, Soccer, OnStage) die deutschen Meister zu ermitteln und sich für die RoboCup-Weltmeisterschaft Ende Juli in Nagoya (Japan) zu qualifizieren. Daneben gibt es unter dem Titel "Technik begeistert – Perspektive MINT" ein umfangreiches Angebot an Workshops und Kursen, die in die Grundlagen der Robotik einführen, aber auch generell mit Naturwissenschaft und Technik vertraut machen.

Was den RoboCup Junior von zahlreichen anderen Roboterwettbewerben für Kinder und Jugendliche abhebt, ist seine Anbindung an RoboCup Major, den Wettbewerb für Erwachsene in Halle 1. Hier nehmen zwar nur 44 Teams teil, die aber deutlich mehr Platz brauchen, weil ihre Roboter auf größeren Spielfeldern und in größeren Arenen antreten. Zudem gibt es mehr Disziplinen: In der RoboCup@work League und der Logistics League geht es um industrielle Anwendungen. Roboter müssen Gegenstände transportieren und präzise ablegen oder Produktionsabläufe koordinieren und flexibel auf kurzfristige Änderungen reagieren.

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RoboCup@home zeigt, wie gut Roboter in einer häuslichen Umgebung zurechtkommen und dort spezifische Aufgaben erledigen können, etwa Gegenstände finden und sicher greifen, Personen erkennen oder auf Sprachkommandos reagieren. Neben den von den Teams selbst gebauten Robotern wird in diesem Jahr mit dem Roboter Pepper erstmals auch eine Standard-Plattform in einer eigenen Unterkategorie am Wettbewerb teilnehmen. Zusammen mit dem Human Support Robot (HSR) von Toyota ist Pepper im vergangenen Jahr bei der RoboCup-WM in Leipzig von der RoboCup Federation als Standardmodell für diese Liga ausgewählt worden.

Während die Arena für Haushaltsroboter recht aufgeräumt wirkt, ist die Rescue Arena erheblich unübersichtlicher. Das ist Absicht, schließlich soll sie die Fähigkeiten von Rettungsrobotern auf die Probe stellen. Da geht es zum einen um größtmögliche Mobilität in unwegsamer Umgebung, zum anderen um das autonome Erstellen möglichst präziser, dreidimensionaler Karten, in denen die Positionen von Katastrophenopfern markiert werden müssen. Daneben können die Roboter auch mit Geschicklichkeit punkten, etwa beim Öffnen von Türen. Die Arena ist in viele Testkammern unterteilt, in denen jeweils spezielle Fähigkeiten gefordert sind. Ein Ziel dieser Liga besteht darin, Standardtestmethoden zu entwickeln, um die Leistungen der Roboter besser bewerten zu können.

Und dann gibt es noch den Fußball. Zum ersten Mal ist bei diesen RoboCup German Open keine der Ligen mehr vertreten, mit denen der RoboCup vor 20 Jahren begonnen hat. Im Jahr 1997 gab es beim ersten RoboCup-Turnier nur drei Fußballwettbewerbe: Soccer Simulation sowie Small-Size League und Middle-Size League für rollende Roboter. Bei Weltmeisterschaften werden diese Disziplinen auch weiterhin ausgetragen, aber für die German Open kommen nicht mehr genügend Teams zusammen. Hier wird nur noch auf zwei Beinen gekickt: in der Humanoid League und der Standard Platform League.

Bei der Vorbereitung des Wettbewerbs gab es allerdings ein Missgeschick: Statt des eigentlich geforderten Kunstrasens mit mindestens drei Millimeter langen Halmen, der auch bereits bei der letzten Weltmeisterschaft verwendet wurde, erhielten die Spielfelder einen Teppich. Außerdem sind die Fenster am Dach der Halle abgedeckt, obwohl die Regeln fordern, dass die Spiele unter Tageslichteinfluss stattfinden sollen. Den Zuschauern könnten diese vereinfachten Spielbedingungen entgegen kommen, weil sie möglicherweise zu flüssigeren Spielen führen. Für die Teams bedeutet es jedoch, dass sie ihre Roboter nicht unter den Bedingungen testen können, die in knapp drei Monaten bei der Weltmeisterschaft herrschen werden.

Wer es am Wochenende nicht nach Magdeburg schafft, kann im Internet verfolgen, wie sich die Roboter der Standard Platform League bewähren: Alle Spiele sind in einem Live-Stream zu sehen. Spannend könnte es am heutigen Samstag werden, wenn die Relegationsspiele beginnen. Denn in diesem Jahr wurden mit "Champions Cup" und "Challenge Shield" zum ersten Mal so etwas wie eine erste und zweite Liga eingerichtet – mit der Chance auf Aufstieg und Abstiegskampf. Der genaue Zeitplan findet sich auf der Liga-Homepage. (un)