Solarworld meldet Insolvenz an: Jobs in Arnstadt bedroht

In guten Zeiten galt Frank Asbeck als der "Sonnenkönig". Doch schon seit Jahren geht es mit seinem Imperium bergab. Nun zieht Solarworld die Reißleine. Zukunftssorgen beherrschen Hunderte Beschäftigte in Arnstadt.

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Solarzellen-Panels
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  • dpa

Der bereits länger andauernde Niedergang des einstigen Vorzeigeunternehmens Solarworld endet in der Insolvenz. Der Vorstand der Solarworld AG sei nach umfassender Prüfung zu der Überzeugung gelangt, dass es keine positive Prognose für das Fortbestehen gebe, "die Gesellschaft damit überschuldet ist und somit eine Insolvenzantragspflicht besteht", teilte das Bonner Unternehmen am Mittwochabend in einer Pflichtmitteilung an die Börse mit. Damit sind auch am Thüringer Produktionsstandort in Arnstadt Hunderte Arbeitsplätze akut gefährdet.

Der Vorstand werde vor diesem Hintergrund unverzüglich einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht stellen. Solarworld kämpft schon länger mit sinkenden Preisen für Solarmodule und einer bedrohlichen Klage in den USA. 2016 gab es tiefrote Zahlen. Unternehmenschef Frank Asbeck hatte noch Ende März angekündigt, mit einem scharfen Sparprogramm bis 2019 wieder aus der Verlustzone kommen zu wollen. Mit "Qualität und Technologie" wolle man sich vom asiatischen Wettbewerb absetzen.

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Die Entwicklung schmerze, komme aber nicht ganz überraschend, erklärte Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). "Wir setzen dennoch darauf, dass es eine Lösung für die Zukunft gibt, die eine Perspektive für die Beschäftigten bietet." Das Land werde unterstützend zur Seite stehen. Kurzfristig werde das Gespräch mit allen Beteiligten gesucht, um die Situation zu analysieren und über das weitere Vorgehen zu beraten, sagte Tiefensee.

Mit dem Abbau von 400 Stellen – 300 davon in Deutschland – und zahlreichen Einzelmaßnahmen sollten die Kosten eigentlich um ein Fünftel verringert werden. Ein Sozialplan wurde an den deutschen Standorten in Arnstadt und dem sächsischen Freiberg bereits verhandelt. 2016 hatte das Unternehmen unter dem Strich knapp 92 Millionen Euro Verlust ausgewiesen.

Für die Tochtergesellschaften der Solarworld AG werde die jeweilige Insolvenzantragspflicht geprüft, teilte das Unternehmen weiter mit. Solarworld begründete den Insolvenzantrag mit dem "aktuellen Geschäftsverlauf" und "weiter voranschreitenden Preisverwerfungen".

2016 war der Weltmarktpreis für Solarmodule um rund ein Fünftel abgestürzt. Hintergrund sind starke Überkapazitäten in China; Solarworld wirft der chinesischen Solarbranche extremes Preisdumping vor. Zudem kämpft Solarworld in den USA mit einem Rechtsstreit: Der ehemalige US-Siliziumlieferant Hemlock hat die Deutschen auf umgerechnet rund 720 Millionen Euro Schadenersatz verklagt.

Ein US-Gericht hatte die Hemlock-Forderung wegen nicht erfüllter Abnahmeverpflichtungen im Sommer 2016 bejaht, dagegen läuft eine Berufung von Solarworld. Der Prozess galt bislang als zentrales Risiko in der Bilanz, es gab keine Rückstellungen für die Forderung.

Der angeschlagene Konzern hatte seine Verluste zuletzt binnen drei Monaten aber verringert und sich beim Umbau- und Sparprogramm auf Kurs gesehen. Nach vorläufigen Zahlen war das Minus beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Quartal 2017 auf 28 Millionen Euro gesunken. Im Schlussquartal 2016 hatte der Verlust noch bei 51 Millionen Euro gelegen. Die Absatzmenge an Solarmodulen war im gleichen Zeitraum von 348 auf 382 Megawatt gestiegen. (jk)