Linux 4.12: Neue I/O-Scheduler entlocken Festplatten und SSDs mehr Leistung

Der im Juli erwartete Kernel erhält einen I/O-Scheduler, der die Leistung von Systemen mit Festplatten zu steigern verspricht. Neben Optimierungen an Ext4 ist auch eine Funktion neu dabei, um bei Abstürzen die Datenintegrität von RAID 5 zu gewährleisten.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Linux 4.12 wird den I/O-Scheduler BFQ mitbringen. Dieser hat in Tuning-Kreisen einen guten Ruf, weil er Systeme mit Magnetfestplatten beschleunigt. Mehr Reaktionsfreude und damit einen gefühlten Geschwindigkeitsgewinn verspricht auch der ebenfalls neue I/O-Scheduler Kyber, der allerdings voll auf den Einsatz mit schnellen SSDs ausgelegt ist. Neu dabei ist auch eine Technik, die Datenverfälschungen verhindert, die beim Absturz von Systemen mit RAID 5 auftreten können. Der Device Mapper kann dank Authenticated Encryption (AE) jetzt erkennen, wenn Blöcke eines verschlüsselten Volumes manipuliert wurden – also ohne den passenden Schlüssel von außen modifiziert wurden. Bei Btrfs und Ext4 gibt es einige Optimierungen und Fehlerkorrekturen.

Hintergründe zu diesen Neuerungen rund um die Datenspeicherung liefert ein online auf c't publizierter Text zu Linux 4.12:

Dieses Kernel-Log ist jetzt gestartet und konzentriert sich vorerst auf die Verbesserungen für Storage und Dateisysteme. Wie üblich wird der Text in den kommenden Wochen schrittweise erweitert, um auch die Neuerungen anderer Bereiche näher zu erläutern.

Zu denen zählt etwa Support für AMDs Grafikprozessoren der neuen "Vega"-Architektur. Diese sollen auf neuen Radeon-Grafikkarten sitzen, die AMD noch im ersten Halbjahr einführen will – also noch vor dem neuen Kernel, denn der dürfte Anfang Juli erscheinen.

Wie bereits berichtet kommt man mit dem Treiber für die neuen Radeon-GPUs aber noch nicht weit, denn er kann noch keine Bildschirme ansteuern. Defizite gibt es auch noch beim zugehörigen 3D-Treiber, der im kürzlich erschienen Mesa 17.1 steckt. Die Entwickler arbeiten aber bereits darauf hin, diese Missstände in den nächsten Monaten zu beseitigen.

Für 4.12 wurden auch einige Änderungen am Kernel Live Patching (KLP) integriert – einer Technik, mit der sich Sicherheitslücken im Kernel beheben lassen, ohne das System neu starten zu müssen. Bislang klappt das mit KLP nur bei zirka 90 Prozent der typischen Lücken, obwohl andere Lösungen schon 95 Prozent oder mehr schaffen. Durch die vorgesehenen und einige noch entwickelte Änderungen soll es mit KLP möglich werden, nahezu alle Lücken zur Laufzeit korrigieren zu können.

Diese und andere Neuerungen von Linux 4.12 sind bereits jetzt absehbar, denn Linus Torvalds hat die erste Vorabversion dieser Kernel-Version freigeben. Das schließt die Aufnahme der größeren Änderungen ab; die Kernel-Entwickler konzentrieren sich daher jetzt darauf, diese Version zu stabilisieren. Sie dürfte am 3. oder 10. Juli erscheinen, wenn Torvalds & Co. im gewohnten Tempo arbeiten. Bis dahin wird das oben verlinkte Kernel-Log seine Berichterstattung zu den Neuerungen von Linux 4.12 abschließen. (thl)