Van-Erbe

Unterwegs mit dem Opel Crossland X

Der neue Opel Crossland X tritt ein schweres Erbe an. Er soll den erfolgreichen Meriva ersetzen und hat interne Konkurrenz durch den Opel Mokka, den es auch mit Allrad gibt. Eine erste kurze Ausfahrt zeigt indes, dass das SUV losgelöst von solchen Überlegungen ein gutes Auto geworden ist

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Opel Crossland X 16 Bilder

(Bild: Hersteller)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Marcel Sommer; press-inform

Kleine, praktische Autos scheinen gerade nicht en vogue, obwohl man sich angesichts der Verbreitung von Skoda Roomster oder Opel Meriva schon fragen kann, ob es eine schlaue Idee ist, sie durch SUVs zu ersetzen. Im Falle des Opel Crossland X kommen auf die Produktargumentierer und Verkäufer Überstunden zu, denn das kleine SUV hat mit dem gerade überarbeiteten Mokka einen internen Gegner im selben Segment. Opel selbst versucht es so: Der Crossland ersetze den Meriva natürlich nicht, sondern sei ein neues eigenständiges Modell, während der kleine Van zufällig zeitgleich ausläuft. Abseits solcher Betrachtung zeigt eine erste kurze Ausfahrt indes, dass der Opel Crossland kein schlechtes Auto ist.

Geschickt aufgeteilt

Der Meriva ist rund 9 cm länger als der Crossland. Zwischen den Achsen ist das SUV 4 cm kürzer – Opel hat den Platz hier also anders aufgeteilt. Es wäre übertrieben zu sagen, dass der Van nur dramatisch mehr Platz im Innenraum bieten würde – die Unterschiede sind gering, was auch auf den Kofferraum zutrifft. Im Meriva gibt Opel ein Volumen von 400 Litern an, im Crossland von 410. Im Alltag entscheidender dürfte aber sein, dass im SUV die Ladekante fast 6 cm höher liegt. Andererseits bietet Opel für ihn 15 cm längs verschiebbare Rücksitze an, was das Volumen auf 510 Liter erhöht. Dann ist hinten allerdings so wenig Platz, dass dort nur noch von Notsitzen die Rede sein kann.

Das Interieur entspricht der aktuellen Design-Linie von Opel und ist bereits aus Astra und Insignia bekannt. Die Verarbeitung ist gut, die Materialwahl viel geschickter als früher bei Opel. Zudem hat Opel charmanterweise auch an Ablagen gedacht. Geldbörse, Handy und Schlüssel finden im Bereich zwischen den Sitzen locker Platz. Es sind manchmal Kleinigkeiten wie diese, die entscheiden, wie man ein Auto im Alltag empfindet – und sei es auch nur unbewusst. Dazu gehört auch eine Bedienung, bei der man beispielsweise für den Bordcomputer nicht ins Handbuch schauen muss. Opel hat hier mit den Jahren immer weiter nachgebessert. Der Rechner listet bei Bedarf viele Informationen auf und ist trotzdem einfach zu handhaben.

Gute Sitze

Wieder einmal müssen wir auch die optionalen AGR-Sitze loben. Sie sind vielfältig und in einem weiten Bereich zu verstellen. Sie kosten in allen drei Ausstattungslinien 495 Euro und seien hiermit nachdrücklich empfohlen. Es gibt unserer Ansicht kaum ein Extra, in das Geld so gut angelegt ist. Selbiges lässt sich von dem optionalen Glasdach leider nicht sagen, denn dem fehlt eine Öffnungsfunktion. Die Glasfläche ist zwar groß, doch Fans dieser Mode werden wir wohl nicht mehr.

Fünf Motoren bietet Opel zum Start an. Die drei Dreizylinder-Benziner kommen von PSA und haben sich dort bestens bewährt. Der 1,2-Liter-Basisbenziner mit 82 PS wird mit dem SUV allerdings viel zu schleppen haben. Sein maximales Drehmoment von 118 Nm liegt erst bei 2750/min an. Sinnvoll erscheint der Schritt zum 1,2-Liter-Turbo mit 110 PS, den wir im Testwagen hatten. Er bietet deutlich mehr Temperament, ist allerdings nicht sonderlich leise. Er harmoniert mit der Sechsgang-Wandlerautomatik, die allerdings mitunter etwas flinker reagieren könnte. Vorerst wird sie nur in Verbindung mit dem 110-PS-Benziner angeboten. Opel nennt im NEFZ für diese Kombination 5,3 Liter, was einen Zuschlag von einem halben Liter gegenüber der Version mit Schaltgetriebe bedeutet.

Preiswertes Upgrade

Vorläufiges Topmodell wird der 130-PS-Benziner, der fast 20 km/h mehr schafft und dem 110-PS-Modell im Standardsprint 1,5 Sekunden abnimmt. Wie der Schritt von 82 auf 110 PS ist auch dieses Upgrade nicht teuer: Die Maschine mit 130 PS kostet gerade einmal 450 Euro mehr als die Variante mit 110 PS. Da langen andere Hersteller sehr viel heftiger zu.

Alternativ dazu bietet Opel zwei Diesel mit 99 und 120 PS an. Beide haben einen SCR-Kat zur Reduzierung von Stickoxiden. Der Autogas-Antrieb, den Opel im Meriva noch im Programm hatte, wird im Crossland nicht mehr angeboten.

Das Fahrwerk ist eher auf der komfortablen Seite abgestimmt, wobei das SUV nicht schaukelig wirkt. Selbst bei flottem Kurventempo stellt sich kein Drang zum Untersteuern ein. Die Abstimmung erinnert nicht von ungefähr der des Peugeot 2008: Mit ihm teilt sich der Crossland die Basis. Wie dort wird es auch im Opel keinen Allradantrieb geben

Der Crossland X kostet mit dem 110-PS-Benziner mindestens 20.650 Euro. Er ist nicht in der Basisausstattung Selection zu bekommen, deren Funktion ohnehin hauptsächlich darin bestehen dürfte, auf das Einstiegsmodell einen Lockpreis schreiben zu können. Doch die Zahl derer, die den Crossland mit 82-PS-Benziner in Verbund mit einer Ausstattung ohne Klimaanlage bevorzugen, dürfte übersichtlich sein. Die mittlere Ausstattung Edition bringt dagegen mit Lederlenkrad, Radio aus der Intellilink-Serie, Klimaanlage und Alufelgen das mit, was die meisten Käufer wohl doch in einem Neuwagen haben wollen.

Kosten für Reise und Probefahrt wurden vom Hersteller übernommen.

(mfz)