BSI-Kongress über Quantencomputer: Immer an die NSA denken

Der Durchbruch für Quantencomputer kommt, und das nun auch schon seit einiger Zeit. Auf dem BSI-Kongress gab es aber sehr konkrete Vorstellungen, was die Technik für das Netz bedeutet - von verschlüsselten Verbindungen bis hin zu Software-Updates.

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Überwachung, Sicherheit, Abhören

(Bild: Gerd Altmann, Public Domain (Creative Commons CC0)<br>)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Seit 30 Jahren werden Quantencomputer in 10 Jahren funktionieren. Auf dem BSI-Kongress diskutierten Wissenschaftler und Politiker, was diese Entwicklung bedeutet.

Wenn Quantencomputer einmal da sind, werden sie als hypothetisch disruptive Technik viele Bereiche wie die Meteorologie drastisch verändern. Auch das Internet ist davon betroffen, von TLS-Verbindungen über Software-Updates bis zur kryptografisch gesicherten Kommunikation.

Der Informatiker Johannes Buchmann von der TU Darmstadt zeigte auf dem BSI-Kongress in Bad Godesberg ein Foto des Exabytes speichernden NSA-Rechenzentrums in der Wüste von Utah: "Die NSA kann Chiffriertexte jetzt speichern und in 2017+X entschlüsseln."

Ob Google, Microsoft, Intel oder eben "die Chinesen": Überall wird an Quantencomputern geforscht. Allgemein wird angenommen, dass Quantencomputern die Zerlegung von Produkten einfach berechnen können und daher alle herkömmlichen Verschlüsselungsverfahren bedroht sind. Wie Buchmann ausführte, müssen bis 2017+X Verschlüsselungsverfahren gefunden und standardisiert sein, die vor Quantencomputern sicher sind. Gegenwärtig seien Schlüssellängen von Quantenverfahren wie die von Nina Bindel auf dem Kongress vorgestellte TESLA und ring-TESLA recht groß und müssten weiter optimiert werden.

Daneben gebe es auch die Möglichkeit, auf weltweit steigenden Speicherplatzbedarf zu setzen. Tommaso Calarco von der Universität Ulm stellte den Quantum Technologies Flagship Report vor, mit dem auf europäischer Ebene die Arbeit an Quantencomputern koordiniert und finanziert wird. Er forderte neue öffentliche Dialoge über die Nutzung von Quantencomputern.

Andreas Könen vom Bundesinnenministerium zeigte sich in der Podiumsdiskussion besorgt, dass die Verschlüsselungstechnik des neuen Personalausweises obsolet wird und neue Verfahren für elektronische Identitäten gefunden werden müssen. Reinhard Posch, CIO der österreichischen Bundesregierung, meinte allgemein, dass der "Bereich der Geheimhaltung" vor schwierigen Problemen stehe. Auf die Frage des Moderators, wie man sicherstellen kann, das Quantencomputer nichts "Böses" berechnen, reagierten die Wissenschaftler belustigt. Für Calacro war es eine typtisch deutsche Frage, auf die er allgemein nur antworten könne, Erziehung und wissenschaftliche Ausbildung zu verbessern. Buchmann mahnte, immer an die NSA zu denken. Es sei naiv, wenn man glaube, dass nur Wissenschaftler an Quantencomputern forschen. (kbe)