c't-Tipp der Woche: ATX-Netzteil richtig dimensionieren

Wie hoch sollte die Nennleistung des ATX-Netzteils für die PC-Konfiguration sein, und wie wichtig ist ein hoher Wirkungsgrad? Viele wählen beim PC-Kauf teurere Netzteile, als sie eigentlich brauchen.

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Stromsparen durch Prozessor-Undervolting problematisch
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Die wichtigsten Verbraucher im PC sind CPU und Grafikkarte. Im Vergleich dazu sind RAM, eine bis drei Festplatten, SSDs, Chipsatz, Lüfter und USB-Geräte unwesentlich, mit der Ausnahme von UBS-PD-Ladefunktionen via USB-C. Zum Abschätzen der nötigen Netzteilleistung kann man die jeweilige Thermal Design Power (TDP) von Prozessor und Grafikkarte addieren und schlägt dann 50 bis 75 Watt pauschal für die anderen Bauteile und als Reserve auf.

Für einen PC mit aktuellem AMD- oder Intel-Prozessor und darin integrierter Grafik, SSD und Festplatte würde schon ein 150-Watt-Netzteil reichen. Solche gibt es im Standard-ATX-Format aber nicht zu kaufen, hier geht es erst bei 250, eher 300 Watt los. Letzteres kann sogar für einen Gaming-PC mit relativ starker Grafikkarte genügen; doch zusätzliche Kabel mit „PCI-Express-Steckern“ mit 6 oder 8 Polen, wie sie schnelle Grafikkarten benötigen, findet man eher bei Netzteilen ab 350 Watt. Wer eine 140-Watt-CPU mit einer 200-Watt-GPU kombiniert, sollte ein Netzteil mit mindestens 450 Watt wählen.

Eine besonders knappe Dimensionierung des Netzteils kann den Wirkungsgrad verbessern, also Verluste vermeiden. Allerdings muss die Verteilung der Lasten auf die Stromschienen zur Auslegung des gewählten Netzteils passen, sonst drohen Abstürze bei Lastspitzen. Solche Feinheiten lassen sich nur durch Tests mit konkreten Konfigurationen ausarbeiten; in der Praxis empfiehlt es sich daher, lieber mit der oben genannten Reserve zu kalkulieren. Es gibt auch eine Reihe von Online-Konfiguratoren für PC-Netzteile, an denen Sie sich orientieren können.

Seit Erscheinen der 80-Plus-Spezifikation vor zehn Jahren ist der Wirkungsgrad von PC-Netzteilen deutlich gestiegen. Fehlt das 80-Plus-Logo, deutet das auf ein mehr als zehn Jahre altes, ineffizientes Innenleben hin. Allerdings greifen die Effizienzvorgaben wie 80 Plus Bronze (mindestens 82 Prozent) oder 80 Plus Silber (85 Prozent) erst ab 20 Prozent der Nennlast – das sind selbst bei einem 300-Watt-Netzteil schon 60 Watt auf der Sekundärseite. Im Leerlauf brauchen moderne Rechner ohne Grafikkarte aber weniger als 10 Watt – darüber sagt 80 Plus folglich nichts aus und der Wirkungsgrad liegt hier auch weit unter 80 Prozent. Für die Leistungsaufnahme und die Stromkosten von Büro-PCs, die nur kurzzeitig mal den Leerlauf überschreiten, ist 80 Plus deshalb nahezu unerheblich.

Verluste bei ATX-Netzteilen

(Bild: c't)

Gaming-PCs, die im Betrieb im Durchschnitt viel mehr Leistung ziehen, profitieren deutlich stärker von hohem Wirkungsgrad unter Last. Was das aber letztlich an Energie einspart, hängt sowohl von der konkreten Ausstattung des Rechners als auch von seiner individuellen Nutzung ab.

Dieser Tipp ist Teil einer FAQ zu ATX-Netzteilen in c't 11/17. Die FAQ und über 8000 weitere c't-Tipps finden Sie unter ct.de/hotline

(ciw) / (acb)