Pro & Contra: Upgrades im App Store

Beinahe zehn Jahre nach dem Start des App Store gibt es noch immer keine bezahlten Upgrades. Sollte Apple sie einführen?

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jeremias Radke

Artikel aus Mac & i Heft 3/2017, Seite 7

Thomas Kaltschmidt glaubt, dass Entwickler wie auch Anwender Upgrades dringend brauchen.

Von Upgrades im App Store würden zuallererst die Entwickler profitieren – denn sie könnten wichtige neue Funktionen in ihren Apps endlich monetarisieren. Wenn Entwickler wieder mehr Lust hätten, ihre Apps weiterzuentwickeln, weil sie Geld damit verdienen, würden auch wir Nutzer davon profitieren.

Stattdessen hören viele einfach auf, ihre Apps zu pflegen, weil sie die neuen Funktionen den Nutzern schenken sollen. Mit Upgrades wären Entwickler auch nicht mehr gezwungen, neue Funktionen in In-App-Käufen zu verstecken oder einfach neue Apps unter neuem Namen herauszugeben – zum vollen Verkaufspreis, wie es derzeit gang und gäbe ist. Für mich grenzt das an Betrug.

Dazu kommt: Meine Daten und Einstellungen kann ich dann möglicherweise nicht übernehmen, die alte und die neue Version sind parallel installiert, bis ich eine lösche. Entwickler, die vom aktuellen Modell frustriert sind, verkaufen ihre Programme auf anderen Kanälen, über den alternativen App Store „Setapp“ etwa (Mac & i Heft 2/2017, Seite 8).

Böte Apple ihnen bezahlte Upgrades, blieben sie dem App Store sicherlich eher treu. Daran sollte Apple selbst das größte Interesse haben, nicht nur wegen der verdienten Provision, sondern zuallererst aus Sicherheitsgründen. Ich bin für Upgrades, aber nicht gegen Abos – Apples Wunschvorstellung der Zukunft von Apps. Warum sollen beide Modelle nicht friedlich koexistieren können?

Sicherlich wird es Fälle geben, wo das eine eher gerechtfertigt ist als das andere. Der Punkt ist aber: Beim Abo sind die Anwender gezwungen, regelmäßig zu bezahlen. Kündigen sie das Abo, stellt die App ihren Dienst ein. Upgrades könnte man auslassen, wenn man neue Funktionen mal nicht braucht und die App würde dennoch weiterhin funktionieren. Das wäre anwenderfreundlicher – und nur das sollte Apple interessieren. (thk)

Jeremias Radke hält nur ein Bezahlmodell für fair: die App zum Festpreis.

Phil Schiller sagt mit Recht, dass Upgrades im App Store recht komplex umzusetzen wären. Wie soll ein Entwickler Anwendern eine funktionale und stabile App gewährleisten, wenn diese möglicherweise das eine Upgrade übersprungen haben, das nächste aber kaufen? Darauf liefe es doch hinaus. Nicht jeder würde jedes Upgrade haben wollen.

Nein, es kann nur so funktionieren, wie bisher: Neue Funktionen und Sicherheits-Updates müssen kostenlos bereitgestellt werden, und alle Anwender sollen möglichst alle installieren. Entwicklern, denen das nicht reicht, die partout mit ihren Innovationen Geld verdienen wollen, müssen eben In-App-Käufe anbieten, sich mit Werbung refinanzieren – oder umsatteln auf das Abomodell.

Aus meiner Sicht sind sie allesamt auch schon die Pest und schaden dem sauberen Image des App Store, weil sie Anwender durch die Hintertür abzocken. Bezahlte Upgrades würden das ebenso tun. Genau wie beim Abo würde der Kunde den Überblick verlieren, wie viel Geld er für eine App bereits bezahlt hat, wenn er immer wieder kostenpflichtige Upgrades in Anspruch nähme.

Entwickler würden möglicherweise sogar dazu übergehen, die Grund-App kostenlos bereitzustellen und alles Wesentliche nur noch gegen Cash in Upgrades packen. Das kennen wir schon vom Freemium-Modell, hauptsächlich in Spielen. Der Nutzer wird abgezockt.

Eine gute App bekommt gute Benotungen, gute Rezensionen und Empfehlungen – das spricht sich herum und führt zu häufigeren App-Verkäufen. Entwickler, die mehr Umsatz machen wollen, sollen sich Mühe geben. Dann kommt das Geld schon von allein. Bezahlte Upgrades würden doch alle nur unnötig verwirren. Beinahe zehn Jahre nach Einführung des App Store ist der Zug abgefahren. (jra)

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