Tele-Learning in Indianerreservaten
Forscher der University of California haben mit modernster, solarbetriebener Funktechnik zwei amerikanischen Indianerstämmen einen Internet-Hochgeschwindigkeitszugang in ihrem Reservat ermöglicht.
Forscher an der University of California in San Diego (UCSD ) haben mit modernster, solarbetriebener Funktechnik zwei amerikanischen Indianerstämmen einen Hochgeschwindigkeitszugang zum Internet in ihrem Reservat ermöglicht. Das High Performance and Education NetWork (HPWREN) hat dabei geografische, soziale und technische Barrieren überbrückt. Das mit einem 45 Mbps Wireless Backbone ausgestattete HPWREN verbindet die niedrig gelegene Küstenlinie von San Diego mit den im bergigen Osten gelegenen Reservaten, in denen die beiden Stämme La Jolla und Pala leben.
Der Anschluß der beiden Indianerstämme stellte die UCSD-Forscher um den Computerwissenschaftler Hans-Werner Braun und den Geophysiker Frank Vernon auf eine Probe. Größtes Problem war das zerklüftete Terrain, in dem sich die Reservate befinden und das sich von Tälern in 2000 Meter Höhe über dem Meeresspiegel bis hin zu Bergen mit 5000 Metern Höhe erstreckt. "Die installierten Funktürme hatten keinerlei Sichtverbindung" erklärt Braun. "Für den Anschluß des La Jolla Stammes stand uns auf dem Bergkamm noch nicht einmal eine Stromverbindung zur Verfügung".
Diese widrigen Umstände veranlasste das Forscherteam, ein System aus Solarzellen und Batterien für die Speicherung der gewonnenen Energie aufzustellen, um die digitalen Informationen zu senden. Zusammen mit den Stammesmitgliedern installierten die Forscher Solaranlage und Antenne, über die das Ausbildungszentrum des Reservats mit einem Hochgeschwindigkeitszugang mit dem Internet verbunden werden sollte. Nach einem Test im Herbst vergangenen Jahres haben die beiden Indianerstämme nun seit Dezember schnellen Zugriff auf das Internet und Jung und Alt können in den Ausbildungszentren der beiden Stämme im Internet surfen.
"Die Kooperation zwischen dem UCSD und den La Jolla gibt unserem Ausbildungszentrum die Möglichkeit auf Informationen und Techniken zuzugreifen, die wir sonst hier bei uns im abgelegenen Reservat nie bekommen hätten" erklärt Jack Musick, Stammesvorsitzender der La Jolla. "Wir werden nun spezielle Lernprogramme ausarbeiten, damit unsere Kinder und Erwachsene von der Verbindung auch einen entsprechenden Nutzen haben".
Das nicht-kommerzielle und sich noch im experimentellen Stadium befindliche HPWREN hat das Ziel, eine große Landfläche mit einem schnellen, funkbasierten Netzwerk zu versorgen. Gefördert wird das Projekt mit rund fünf Millionen Mark von der National Science Foundation (NSF). Für Braun ist HPWREN ein aufregendes Projekt, "denn es bedarf interdisziplinärer Anstrengungen, um ein Netzwerk aufzubauen, das für Forscher auch noch unter sehr schwierigen Bedingungen benutzbar ist, wie beispielsweise während eines Erdbebens". Neben der Möglichkeit, das Internet in fernabgelegene Gebiete zu bringen, entwickelt HPWREN ein solches System auch für Geophysiker, Astronomen und ökologen. So ist die UCSD u.a. mit dem Mountain Laguna Observatorium, einer Internetseite für Erdbebenfrühwarnungen und zwei großen ökologischen Schutzgebieten mit mehreren Stationen verbunden. (Andreas Grote) / (wst)