Niantic klagt gegen Betrug bei Pokémon GO

Alternative Apps für Pokemon GO und Ingress sind Betreiber Niantic ein Dorn im Auge. Die Firma verklagt Hintermänner, bekannt wie unbekannt.

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Pokémon Go: Ohne Google in den Safe Harbor

Hunderttausende sollen für ein Abo gezahlt haben, um in den Spielen betrügen zu können. Das vertreibe ehrliche Mitspieler, sagt Spielebetreiber Niantic.

(Bild: dpa, Peter Steffen)

Lesezeit: 3 Min.

"Die beklage Partei Global++ ist ein Zusammenschluss von Hackern, der nicht genehmigte Abwandlungen von Niantics Apps herstellt und verteilt", heißt es in einer aktuellen Klage der Spielefirma Niantic. Verklagt sind neben "Global++" zwanzig Unbekannte und zwei identifizierte Männer, die alternative Apps u.a. für Pokémon GO entwickelt und vertrieben haben.

Die nicht genehmigten Apps enthalten Funktionen, die in den Original-Apps bewusst nicht enthalten sind. Aus Sicht Niantics ermöglicht Global++ also, zu betrügen, was ehrliche Spieler der echten Niantic-Programme Harry Potter, Pokémon GO und Ingress vergräme.

Das US-Unternehmen Niantic wurde 2015 aus Google ausgegründet. Bekannt ist Niantic für seine Smartphone-Spiele Ingress und Pokémon GO, die für viele Spieler gleichzeitig ausgelegt sind. Die virtuellen Spielewelten laufen dauerhaft und orientieren sich an Strukturen der echten Welt. Wer bei den Augmented-Reality-Spielen mitmachen möchte, muss sich an die jeweiligen Orte begeben. Ein vergleichbares Harry-Potter-Spiel kommt gerade schrittweise auf den Markt.

Die Global++-Varianten der Niantic-Apps erlaubten Nutzern, ihren Aufenthaltsort zu fälschen und Bots zum Dauerspielen einzusetzen. Außerdem sammelt Global++ laut Niantic im Hintergrund Daten über die jeweilige Spielewelt und stellt diese Informationen zahlenden Abonnenten zur Verfügung. All das führt zu schnellerem Erfolg im jeweiligen Spiel, untergräbt aber dessen Sinn, nämlich sich im Freien gemeinsam mit anderen Menschen körperlich zu betätigen und dabei überraschen zu lassen. Zudem geraten ehrliche Spieler ins Hintertreffen und sind bald frustriert.

In der Klageschrift zeigt Niantic das Original-Userinterface für Ingress (links) und die nicht genehmigte Variante Ingress++ (rechts).

(Bild: Klageschrift Niantic v. Global++)

Global++ ist keine formal eingetragene Gesellschaft, sondern der Name eines Kollektivs. Laut Klage haben Global++-Mitglieder die iOS-Versionen der echten Niantic-Apps reverse engineered und daraus die Schwindel-Versionen abgeleitet. Als führenden Kopf will Niantic den Kanadier Ryan Hunt ausgemacht haben. Der US-Amerikaner Alen Hundur soll eine Art Marketingchef sein; er ist der zweite namentlich genannte Beklagte. Weitere zwanzig John Does sind Platzhalter für weitere Global++-Mitglieder, die Niantic noch auszuforschen hofft.

Außergerichtliche Kontaktversuche hätten die Beklagten ignoriert. Nachdem aber die Klage am 14. Juni beim US-Bundesbezirksgericht für Nordkalifornien eingereicht wurde, hat Global++ den Betrieb "in Erfüllung unserer rechtlichen Pflichten" eingestellt.

Niantic sieht sich gleich mehrfach in seinen Rechten verletzt. Die juristischen Vorwürfe lauten auf Copyright-Verletzung, Computermissbrauch und unlauteren Wettbewerb. Hinzu kommen Vertragsverletzung und vorsätzlicher Eingriff in fremde Vertragsbeziehungen, weil sowohl die Herstellung der ++-Apps als auch deren Verwendung gegen Niantics Nutzungsbedingungen verstoße.

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Das Unternehmen verlangt neben einer umfangreichen Einstweiligen Verfügung gegen die Beklagten auch die Beschlagnahme aller Kopien der Global++-Apps, die Herausgabe aller gesammelten Daten, Schadensersatz, Strafschadensersatz und Verfahrenskosten. Laut Klage hatte Global++ hunderttausende zahlende Abonnenten.

Das Verfahren Niantic v. Global++ ist am US-Bundesbezirksgericht für Nordkalifornien unter dem Az. 3:19-cv-03425 anhängig. Eine Reaktion der Beklagten ist bislang nicht aktenkundig.

(ds)