Künstliche Intelligenz: AlphaGo schlägt Top-Profi Ke Jie zum zweiten Mal

Die Maschinen haben den Menschen nun auch im asiatischen Strategiespiel Go überflügelt, das wird immer deutlicher. Auf dem "The Future of Go Summit" besiegte AlphaGo den weltbesten Spieler Ke Jie zum zweiten Mal.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 45 Kommentare lesen
Future of Go Summit

(Bild: Google)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Harald Bögeholz

Das von der Google-Tochter DeepMind entwickelte Go-Programm AlphaGo ist zurzeit der stärkste Go-Spieler auf der Erde, das kristallisiert sich mehr und mehr heraus. Auf dem "The Future of Go Summit" in Wuzhen, China, hat AlphaGo nun auch die zweite Partie gegen den Weltranglisten-Ersten Ke Jie für sich entschieden, nachdem dieser bereits am vergangenen Dienstag gegen AlphaGo verloren hatte.

Diesmal legte es Ke Jie anscheinend darauf an, die Partie so kompliziert wie möglich zu machen. Denn wenn AlphaGo auch nur die geringste Schwäche haben sollte, dann vielleicht die, bei komplizierten Gefechten den Überblick zu verlieren. Michael Redmond (9p), einer der kommentierenden Go-Profis, meinte denn auch nach etwa zwei Stunden, dies sei eine der komplexesten Partien, die er je gesehen habe, und er habe das Gefühl, die Partie sei immer noch ausgeglichen.

Lange Zeit scheint auch AlphaGo derselben Meinung gewesen zu sein. Auf der anschließenden Pressekonferenz erzählte DeepMind-Chef Demis Hassabis, dass er die Partie aus dem Kontrollraum verfolgt habe, wo er Einblick in die Einschätzung der Gewinnwahrscheinlichkeit von AlphaGo hatte.

Das Erstaunliche an dieser Partie: Die ersten 50 Züge lang (etwa eine Stunde) sei die Partie absolut ausgeglichen gewesen, Ke Jie habe nach Einschätzung von AlphaGo perfekt gespielt. DeepMind-Teamchef David Silver ergänzte, dass AlphaGo nach diesen 50 Zügen sogar einen winzigen Vorteil für Ke Jie gesehen habe, und dass die Partie auch nach 100 Zügen noch so gut wie ausgeglichen war. Das hatte in den Testspielen dieser AlphaGo-Version im Januar, bei denen AlphaGo 60 Partien in Folge gewann, noch kein Mensch zuvor geschafft.

Für Ke Jie der aufregendste Moment der Partie: Hier dachte er, er könnte gewinnen.

(Bild: Google-Livestream)

Das muss ungefähr der Augenblick gewesen sein, wo Ke Jie sich plötzlich an die Brust fasste und lange nachdachte – nicht, wie man als Zuschauer denken könnte, weil er schockiert war, sondern, wie er auf der Pressekonferenz sagte, vor Aufregung. Denn in diesem Moment sah er eine Chance, die Partie zu gewinnen, und sein Herz habe so schnell geschlagen, dass er versucht habe, sich zu beruhigen.

Dann muss er aber irgendwann doch einen Fehler gemacht haben, denn nach dem überraschenden Ausgang eines hochkomplexen Ko-Gefechts sah es plötzlich nicht mehr so gut aus und er musste nach gut drei Stunden Spielzeit aufgeben.

Bevor Ke Jie am 27. Mai um 4:30 MEZ zum letzten Mal auf AlphaGo trifft, gibt es am 26. Mai um 2:30 eine Paar-Go-Partie mit zwei Instanzen von AlphaGo und um 6:30 ein Team-Go-Match von fünf Profis gegen AlphaGo (alle Termine in der Übersicht). Mehr zu AlphaGo und den Chancen, die die Software für menschliche Spieler eröffnet, finden Sie in der Meldung Künstliche Intelligenz: AlphaGo spielt Go gegen Top-Profi Ke Jie. (bo)