Marktübersicht: Smartphone-Gimbals im Vergleich

Seit 2015 ist das Interesse um Smartphone-Gimbals um ein Siebenfaches gestiegen. Wie sieht der Markt aus und welches System ist gut? Die Kollegen von TechStage haben verschiedene Modelle getestet und eine Marktübersicht erstellt.

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Marktübersicht: Smartphone-Gimbals im Vergleich

Der DJI Osmo mit der dazugehörigen App

(Bild: Techstage)

Lesezeit: 6 Min.
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Inhaltsverzeichnis

Wer viel Videos mit seinem Smartphone aufzeichnet, weiß die Bild- und Tonqualität dieser Geräte zu schätzen. Heute vor zehn Jahren war das anders. Die Multimedia-Ausstattung eines Handys war nicht besonders gut: dumpfe Mikrofone, niedrige Videoauflösungen und Bildraten, die man so nur von einem animierten Stapel Papier in Form eines Daumenkinos kennt. Außerdem gab’s einen winzigen Speicher für die digitalen Inhalte – gemessen wurde in MByte, nicht wie heute im GByte-Bereich.

Im Jahr 2017 haben wir uns an hochauflösende Formate wie 4K UHD oder 1080p mit 120 Bildern pro Sekunde gewöhnt. Flaggschiff-Smartphones wie das HTC U11 sind teilweise mit bis zu vier Mikrofonen ausgerüstet und können den Ton sogar aus einer bestimmten Richtung aufnehmen und den Rest ignorieren. Bei einer aktuellen Erhebung von Bitkom Research gaben 90 Prozent aller Befragten an, die Foto- und Videokamera ihres Telefons zu nutzen. Wie kann man nun die Videofunktion des Smartphones auf ein ganz neues Level heben? Über professionelle Aufnahme-Apps, Linsen zum Aufsetzen und Selfiesticks hinaus gibt es Gimbals. Sie versprechen stabile und komplett wackelfreie Videos.

Der Osmo Mobile beherrscht Gesicht- und Objekttracking.

(Bild: TechStage)

Den Start machen wir mit dem Osmo Mobile von DJI Innovations. Der Hersteller, der gewöhnlich für seine Hexa- und Quadrocopter der Phantom- sowie Inspire-Reihe bekannt ist, bietet seine kardanische Aufhängung seit Oktober 2016 an. Der Osmo Mobile ist ausgezeichnet verarbeitet und bietet eine umfangreiche Applikation an. Die App ist nicht komplett frei von Fehlern, bei Feiyu Tech und Zhiyun Tech gibt es ähnliche Probleme und sogar noch mehr.

Wirklich gefallen hat uns beim Osmo Mobile die Funktion des Gesichts- und Objekttrackings. In dem Bildsucher der Kamera kann ein Gegenstand oder ein Mensch mit einem halbdurchsichtigen Rechteck markiert werden. Anschließend werden Bewegungen automatisch von dem System nachgezogen. Im Mittelpunkt der Aufnahme steht immer das markierte Objekt. Das ist ideal für beispielsweise Food-Blogger, die selbst vor dem Herd stehen und sich ständig hin und her bewegen müssen.

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Wer sein Gimbal mit Smartphone an einem Stativ befestigen möchte, wird bei diesem Vorgehen große Schwierigkeiten erleben. DJI hat den Gewinde-Anschluss an einer unglücklichen Position an der Seite angebracht, sodass eine vertikale Ausrichtung ohne zusätzliches Originalzubehör kaum möglich ist. Dabei kann der Osmo Mobile wunderbare Zeitrafferaufnahmen mit ganz feiner Motorik machen.

Mit einem durchschnittlichen Preis von 300 Euro ist der Osmo Mobile zwar nicht der günstigste Gimbal im Test, dafür aber der fortgeschrittenste. Bei Hitze, Über- oder Unterlastung der Motoren schaltet er sich automatisch ab und reagiert am Ende nachhaltiger, als seine zwei Kollegen. Dafür ist die Betriebszeit mit 4,5 Stunden im Vergleich zu den anderen am geringsten.

Testbericht zum DJI Osmo Mobile

Der goldene Smooth Q mit einem iPhone 7s Plus

(Bild: TechStage)

Der günstigste Gimbal in dieser Übersicht ist der Smooth Q von Zhiyun Tech. Während die Kernfunktion, das Stabilisieren von Videos, im Test exzellent funktioniert hat, sind andere Extras nur ausreichend bis mangelhaft ausgeführt. Das Tracken von Objekten ist zwar möglich, funktioniert aber in der Praxis äußerst träge und mit Verzögerung. „Was für ein langsamer Kameramann“, könnte man hier im Vergleich zum Osmo Mobile meinen.

Wem die Verarbeitung und die Materialien wichtig sind, sollte einen Bogen um den erschwinglichen Smooth Q machen. Das Gehäuse ist aus Kunststoff hergestellt und fühlt sich wenig wertig an. Die Gimbals von Feiyu Tech sowie DJI sind aus mattem Metall. Die Kontaktflächen wurden mit einer gummiartigen Schicht überzogen; das sorgt für einen festen Halt.

So sieht das Steuerungsfeld des Smooth Q aus.

(Bild: TechStage)

Im Smooth Q sitzt ein fest eingebauter Akku, bei den anderen beiden Modellen lässt sich dieser in wenigen Sekunden austauschen. In der Testphase hat der Zhiyun-Gimbal eine Nutzungszeit von knapp sechs Stunden geschafft. Zeitgleiches Laden über eine Powerbank hat ebenso gut funktioniert, wie das Aufladen eines Smartphones über den integrierten USB-Type-A-Anschluss.

Der Smooth Q wird in einer gepolsterten Tasche geliefert. Damit ist das Transportieren sicher und die sensible Technik bleibt gut aufbewahrt. Neben der Farbe Gold, gibt es den Smooth Q auch in Pink, Silber oder Schwarz.

Testbericht zum Zhiyun Smooth Q

Von allen Gimbal-Systemen ist die Applikation von Feiyu Tech am schlechtesten umgesetzt. Die App ist zwar mit vielen Smartphones kompatibel, doch sie stürzt oft ab. Das ist ein großes Problem, wenn man den SPG im produktiven Einsatz betreibt. Gefallen hat uns bei diesem Gimbal die edle Aufmachung: handlich, leicht und von hochwertiger Beschaffenheit.

Feiyu Tech: Kompakter Gimbal für kompakte Smartphones

(Bild: TechStage)

Eine Herausforderung für den SPG sind große Smartphones. Ein iPhone 7s Plus von Apple bringt den Gimbal an seine Grenzen: Nach dem Anbringen kratzt die Aufhängung an den anderen Teilen. Warum? Weil das eingesetzte Smartphone zu breit ist. Auch aufgefallen ist uns die schwache Leistung der drei Motoren. Während der Osmo Mobile und der Smooth Q jegliches von uns getestete Smartphone stabil und waagerecht halten konnten, gab es beim SPG eine leichte Schräglage. Selbst nach der Balance-Einstellung, die bei allen drei Gimbals durchgeführt werden muss, kippte das iPhone entweder nach links oder rechts.

Genau wie beim Osmo Mobile und dem Smooth Q gibt es am Griff einige Tasten zur manuellen Steuerung des Gimbals. So kann die Aufhängung in alle vier Himmelsrichtungen gedreht werden. Spezielle Tasten blockieren einige Achsen oder wechseln zwischen den unterschiedlichen Modi. Ein mehrfaches Drücken der Funktionstaste aktiviert die zu dem Anwender gerichtete Kamera.

Der SPG hat ebenfalls sechs Stunden Betriebszeit durchgehalten. Die Akkus sind im Vergleich zu der sogenannten „DJI Intelligent Battery“ günstiger. Sie kosten in herkömmlichen Onlineshops etwa zwei bis drei US-Dollar. DJI liegt bei durchschnittlich 30 Euro.

Testbericht zum Feiyu Tech SPG (msi)