Kfz-Tarifrechner im Internet oft kompliziert und unsicher
Die Kfz-Tarifrechner für den Online-Versicherungsvergleich sind zu kompliziert zu nutzen und weisen teilweise erhebliche Sicherheitsmängel auf.
Die im Internet angebotenen Kfz-Tarifrechner für den Online-Versicherungsvergleich sind - einer Untersuchung der Stiftung Warentest zufolge - zu kompliziert zu nutzen und weisen teilweise erhebliche Mängel bei der Datensicherheit auf.
Wie die Stiftung in der Maiausgabe der Zeitschrift Finanztest berichtet, gelang es im Test mit einer Gruppe von Fahranfängern keinem einzigen, die geforderten Tarifinformationen über das Testfahrzeug, einen Golf IV, herauszubekommen. Die unerfahrenen Probanden scheiterten hier bereits an den benötigten Begriffen zu "Typschlüsselnummer" (TSN) oder "Herstellernummern" (HSN). Oder sie hatten Schwierigkeiten, ihre Jahreskilometerleistung oder Schadensfreiheitsklasse zu definieren. Grund hierfür sei, dass die von den Versicherungsunternehmen ins Netz gestellten Kfz-Tarifrechner zu sehr aus der Sicht der Versicherer programmiert seien und zu wenig Hilfestellungen und Begriffserklärungen anböten, meint die Stiftung Warentest. Somit werde von den potenziellen Kunden zu viel Hintergrundwissen über die Kfz-Versicherung verlangt. Auch werde die Bedeutung unterschiedlicher Fahrerprofile für die Tarifhöhe nicht hinreichend erläutert – so könne ein Fahranfänger schlecht einschätzen, ob er als Student mit einem Tarifauf- oder Abschlag bedacht werde, ob er für einen günstigen Tarif viele oder besser wenig Kinder haben sollte oder ob ein neues oder ein altes Auto günstig sei.
Wer dieses Hintergrundwissen allerdings mitbringt – wie eine Gruppe versierter Probanden im Test – der benötige im Schnitt nur 10 bis 15 Minuten, bis er eine aussagekräftige und durch die Bank auch korrekte Tarifauskunft in der Hand halte. Diese Gruppe der "Profis" ziehe danach den größten Nutzen aus den Online-Tarifvergleichen.
Potenzielle Kunden, die nach erfolgreicher Recherche auch gleich zum Online-Vertragsabschluss schreiten möchten, leben nach den Erfahrungen von Finanztest allerdings oft gefährlich. Denn mehr als die Hälfte der 27 getesteten Online-Anbieter übertrügen die personenbezogenen Daten der Kunden nur unzureichend verschlüsselt über das Netz. Drei Unternehmen, darunter Europa und Optima, versendeten sogar die Bankverbindungen der künftigen Kunden gänzlich ungeschützt an ihre Server. Gleichwohl seien viele Anbieter aber beim Einsatz von Cookies nicht zimperlich, und auch nur sechs der 27 Unternehmen verzichteten auf den sicherheitsbedenklichen Einsatz von Javascript. Als positives Beispiel wurden die Webseiten der HUK-Coburg nebst ihrer Direktversicherungstochter huk24 erwähnt, die eine starke Verschlüsselung nutzen und auf Javascript und Cookies verzichten. Aussagen über die Preiswürdigkeit wurden jedoch, anders als dies manche Anbieter gerne verbreiten, von Seiten der Stiftung zu keinem der Versicherer gemacht.
Im Rahmen der Tarifrecherche bemerkten die Tester noch, dass eine Reihe von Anbietern vor Vertragsabschluss keine hinreichenden Zugriffsmöglichkeiten auf ihre Allgemeinen Versicherungsbedingungen anbieten. Zudem hätten die Anbieter auf ihren Abfrageseiten häufig preistreibende Voreinstellungen vorgenommen, wie beispielsweise Insassenunfallversicherungen oder den automatisch mit abzuschließenden Kfz-Schutzbrief. Hier gilt es, sowohl beim Vergleich der Angebote als auch insbesondere vor dem Vertragsabschluss auf gleiche Leistungsumfänge zu achten.
Sehr umfangreiche und mit kritischem Blick zusammengestellte Informationen über Versicherungsfragen aller Art bietet der Bund der Versicherten. Hier kann man sich auch über sinnvolle und weniger sinnvolle Versicherungsumfänge informieren und bekommt eine Übersicht über die nach Erfahrung des gemeinnützigen Vereins preisgünstigen Versicherer. (klp)