Anga Com: Deutschlandpremiere für G.fast

Die Technik bietet auf der Hausstrecke Gigabit-Geschwindigkeit über eine herkömmliche Kupferleitung. Der regionale Provider M-Net will mit der Technik zunächst Haushalte in München ausstatten.

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Anga Com: Deutschlandpremiere für G.fast

G.fast: Zwischen Fritzbox und Übergabepunkt im Keller laufen die Daten mit Gigabitgeschwindigkeit.

(Bild: heise online/Kleinz)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
Inhaltsverzeichnis

Neues Leben für die TAE-Dose: Auf der Providermesse Anga Com in Köln gab der regionale Provider M-Net am Dienstag den Startschuss für das erste G.fast-Netz in Deutschland. Bis 2021 will M-Net 35.000 Gebäude in München mit der Technik ausstatten, die Gigabit-Geschwindigkeit in über 230.000 Wohnungen bringen soll. Dafür verlegen die Münchner Glasfaser bis ans Haus (FTTB), innen läuft das Signal dann über die Hausverkabelung.

G.fast (kurz für "fast access to subscriber terminals") basiert auf der Vectoring-Technik und ermöglicht hohe Übertragungsgeschwindigkeiten – allerdings nur über eine sehr kurze Distanz. Datenraten von einem Gigabit pro Sekunde sind möglich, wenn die Leitungslänge unter 100 Meter beträgt.

M-Net wird die Technik nur in Mehrfamilienhäusern nutzen. Der Glasfaser-Anschluss wird in der Regel bis in den Keller der Häuser verlegt, die Verteilung im Haus läuft dann über die bereits verlegten Kupferleitungen. Vorteil für Provider und Kunden: Da keine neue Kabel verlegt werden müssen, ist der Ausbau bedeutend schneller und billiger als die klassische FTTH-Variante, bei denen Glasfaser direkt bis in die Wohnung des Endkunden gelegt werden.

Der Rollout der neuen Technik hat bereits begonnen. So werden bereits seit einigen Wochen in Häusern, die von M-Net mit Glasfaser-Anschlüssen versorgt werden, die notwendigen Komponenten für G.fast installiert. Diese stammen vom Netzwerk-Ausrüster Huawei. Die Versorgung in der Wohnung übernimmt der Berliner Router-Hersteller AVM, der mit der FRITZ!Box 7582 eine G.fast-fähige Hardware anbietet. Der Kunde kann den Router einfach selbst an die TAE-Dose anschließen ohne das ein Mitarbeiter des Providers in die Wohnung kommen muss.

M-Net baut G.fast zunächst in der Münchner Innenstadt aus.

(Bild: M-Net)

Für M-Net ist G.fast nur eine Brückentechnik. "Unsere Überzeugung ist, dass Glasfaser die bestmögliche Lösung ist", erklärte der technische Geschäftsführer Michael Fränkle in Köln. Doch derzeit ist G.fast das Mittel der Wahl. So sollen auch VDSL-Anschlüsse, von M-Net zuerst in G.fast-Anschlüsse überführt werden. Hauseigentümer und Eigentümergemeinschaften können aber auch die Vollversorgung mit Glasfasern in den Wohnungen vereinbaren, müssen dafür aber einen Teil der Kosten übernehmen.

Langfristig will der Provider in Kooperation mit den Stadtwerken München alle Anschlüsse auf Glasfaser umstellen. Bis 2021 will M-Net insgesamt über 620.000 Wohnungen in München mit FTTB-Anschlüssen ausstatten. Dies entspricht knapp 70 Prozent aller privaten Wohnungen und Gewerbeeinheiten.

Neue Tarife für die G.fast-Anschlüsse gibt es bisher noch nicht, M-Net bietet derzeit Standard-Produkte mit bis zu 300 MBit pro Sekunde an. Im Laufe des Jahres will der Provider neue Angebote mit höheren Geschwindigkeiten vorstellen. M-Net rechnet mit einem schnell wachsenden Bedarf: So verbrauchten Haushalte mit Glasfaser-Anschluss nach Messung des Providers monatlich durchschnittlich 120 Gigabyte. Der durchschnittliche Breitband-Haushalt in Deutschland komme hingegen nur auf 37 Gigabyte. (vbr)