Neue Crowdfunding-Runde für GnuPG-Entwicklung

Das GnuPG-Projekt braucht wieder Geld. Große Entwicklungsaufträge laufen aus und das Projekt will sich etwas unabhängiger von Großspendern aus den USA machen.

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Mailverschlüsselung

Facebook schaltet Mailverschlüsselung mit der Software Open PGP frei.

(Bild: dpa, Franziska Gabbert/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Christiane Schulzki-Haddouti

Das GnuPG-Projekt beginnt am heutigen Dienstag eine neue Spendenkampagne. Ziel ist es, jeden Monat mindestens 15.000 Euro an regelmäßigen Spenden zu einzuwerben. Die Gelder sollen dauerhaft in die weitere Entwicklung der E-Mail- und Datenverschlüsselungssoftware GnuPG einfließen. GnuPG dient inzwischen als kryptographischer Unterbau für Programme wie Thunderbird mit Enigmail, Gpg4win für Windows, und GPGTools für macOS.

Projektleiter Werner Koch sagt: "Wir möchten diese Arbeit auf Dauer fortsetzen. Weil wir in erster Linie der Allgemeinheit verpflichtet sein wollen, soll jedoch der Großteil unserer Finanzierung durch Einzelspender gedeckt werden und nicht von Konzernen." Auf der viersprachigen Spenden-Website sollen täglich wechselnde Videos mit Berichten von 26 Organisationen aus aller Welt veröffentlicht werden. Dazu gehören Aktivistengruppen und Zeitungsredaktionen, Anwaltskanzleien und Firmen.

Entwickelt wurde GnuPG vom Informatiker Werner Koch seit 1997 auf Grundlage von OpenPGP, dem von Phil Zimmerman freigegebenen PGP-Quellcode. Weltweit bekannt wurde die Software, weil NSA-Whistleblower Edward Snowden sie nutzte, um mit Journalisten zu kommunizieren. Weil GnuPG über lange Zeit nur von Werner Koch gepflegt wurde, wurde 2015 eine erfolgreiche Spendenkampagne lanciert. Das Entwicklerteam besteht mittlerweile aus sechs Personen, da das Projekt seitdem jährlich Spenden von Facebook sowie dem Zahlungsdienstleister Stripe in Höhe von je 50.000 US-Dollar erhält. Die Linux-Foundation gewährt Koch seit 2015 eine Zahlung von 60.000 US-Dollar, die jährlich verlängert wurde. Wesentlich sind jedoch die Entwicklungsaufträge des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), die jetzt im Juni beziehungsweise im Oktober auslaufen.

Die Firma g10 Code GmbH von Werner Koch, die hinter dem GnuGP-Projekt steht, erhielt 2015 gemeinsam mit dem Open-Source-Dienstleister Intevation vom BSI den Zuschlag für drei Projekte. Bei einem gesamten Auftragsvolumen von rund 1,4 Mio Euro erhielt das GnuPG-Projekt rund 390.000 Euro. Jetzt im Juni geht das Projekt Gpg4vsndf zu Ende, welches eine gehärtete Version samt Dokumentation des Windowsprogramms Gpg4win und der Linux-Variante Gpg4KDE entwickelt, damit diese für "Verschlusssachen - Nur für den Dienstgebrauch" (VS-NfD) verwendet werden können. Ebenfalls bis Juni wird auch EasyGpg hinsichtlich Nutzerfreundlichkeit verbessert. Bis Oktober 2017 noch passen die Firmen GnuPG im Projekt Gpg4all an die neuen Windows- und Outlook-Versionen an. (axk)