Die zehn "Innovatoren unter 35" 2017

Zehn Preisträger sind aus dem diesjährigen Nachwuchswettbewerb "Innovatoren unter 35" von Technology Review hervorgegangen. Mit ihren Erfindungen wollen sie die Zukunft von Wissenschaft und Technologie prägen.

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Elektroflieger, mitwachsende Herzklappen, revolutionäre Solarzellen und ein Werkzeug, um Bot-Netze lahmzulegen: Diese und sieben weitere Projekte gehören mitsamt ihren Machern zu den Gewinnern des Nachwuchswettbewerbs "Innovatoren unter 35". Damit kürt Technology Review bereits zum vierten Mal Ideen, die auf ihrem Feld neue Wege beschreiten. Lernen Sie die prämierten Innovatoren am 28. Juni 2017 bei einem exklusiven Event in Berlin persönlich kennen (zur kostenlosen Anmeldung).

Der Nachwuchspreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für junge Innovatoren. Vor 17 Jahren wurde dieser vom US-amerikanischen Magazin MIT Technology Review ins Leben gerufen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Daniel Ek von Spotify. Die Gewinner der deutschen Auflage sind automatisch nominiert für die internationale Liste der 35 besten Innovatoren unter 35, die jährlich von der US-amerikanischen MIT Technology Review gekürt werden.

Mittlerweile findet der Wettbewerb europaweit in fünf Ländern statt und wird von BNP Paribas und der Consorsbank unterstützt. Partner der deutschen Ausgabe sind außerdem Spielfeld und Berlin Valley.

In unseren Kurzporträts erhalten Sie einen ersten Eindruck der diesjährigen Preisträger.

Lars Borchardt, Technische Universität Dresden

Lars Borchardt hat ein umweltfreundlicheres Verfahren entwickelt, um poröse Kohlenstoffe herzustellen, die als Elektroden für Batterien und Kondensatoren dienen. Dabei nutzt er unter anderem sogenannte Planeten-Kugelmühlen aus dem Bergbau. Seine Methode kommt ohne Lösungsmittel aus, spart Zeit und Energie.

Jannai Flaschberger, Hawa Dawa

Städte überall auf der Welt haben Probleme mit ihrer Luftqualität. Aber die genaue Messung ist aufwendig und teuer. Jannai Flaschberger hat preiswerte Sensoren entwickelt, die eigentlich nicht für quantitative Messungen gedacht sind, sondern nur für Warnsysteme wie Rauchmelder. Durch statistische Analysen und maschinelles Lernen lassen sich aus diesen Daten dennoch recht zuverlässige Messwerte ermitteln. "Sensorpaten" sollen die Geräte auf ihren Balkonen beherbergen. Im Gegenzug bekommen sie Zugriff auf die gesammelten Daten.

Svenja Hinderer, Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Viele Neugeborene haben Herzfehler. Aber eine Therapie ist schwierig, da künstliche Herzklappen nicht mitwachsen. Also müssen die Ärzte mehrere Operationen machen – oder warten, bis die Kinder alt genug sind. Svenja Hinderer hat Implantate entwickelt, die im Körper den Aufbau einer natürlichen Herzklappe anregen. Sie bestehen aus einem mit Proteinen beschichteten Polymer, an das Stammzellen andocken und sich zu neuem Gewebe formen können.

Andreas Kunze, Konux GmbH

Die Pflege von Eisenbahn-Infrastruktur kostet Milliarden. Ein Grund dafür ist, dass es bisher unmöglich vorherzusagen war, wann welches Teil versagen wird. Besonders Weichen sind ein Problem. Andreas Kunze hat ein Verfahren entwickelt, das mit Hilfe von smarten Sensoren und künstlicher Intelligenz rechtzeitig den Wartungsbedarf der entsprechenden Bauteile vorhersagen kann. Kürzlich hat er die Deutsche Bahn als Kunden gewonnen.

Lukas Olbrich, Sablono GmbH

Verglichen mit anderen Branchen geht es in der Bauindustrie chaotisch zu: Bei Projekten ist es schwierig zu wissen, wer wann woran arbeitet und wann ein Auftrag abgeschlossen ist. Das führt zu höheren Kosten und Verzögerungen. Lukas Olbrich hat eine Internet-der-Dinge-Anwendung entwickelt, die den Prozess beschleunigt. Auf einer Webplattform können Projektmanager den Baufortschritt planen, überwacht wird er mit Apps auf den Smartphones der ausführenden Firmen. Die sehen, welche Arbeiten anstehen, haken ab oder melden Verzögerungen. Seine Firma Sablono hat bereits mehrere große Baufirmen weltweit überzeugt, sie zu nutzen.

Christian Rossow, Universität des Saarlands

Große Botnetze können durch den gemeinsamen Einsatz gekaperter Rechner auch die leistungsfähigsten Server großer Webseiten lahm legen. Christian Rossow hat ein erstaunlich effizientes Werkzeug gebaut, solche Angriffe zu analysieren und Gegenmaßnahmen zu ermöglichen. Wenn Angreifer das Internet nach ungesicherten Rechnern für ihre Bot-Armee durchsuchen, weist Rossows System jedem Angreifer einen eindeutigen Fingerabdruck zu. So kann Rossow nicht nur erkennen, welche Scan-Versuche mit bösartigen Angriffen zusammenhängen, sondern auch woher die typischerweise stark verschleierten Angriffe kommen. Das FBI etwa nutzte seinen Ansatz, um das Botnet "Gameover Zeus" stillzulegen.

Michael Saliba, Ècole Polytechnique Fédérale de Lausanne

Preiswerte und effiziente Solarzellen sind ein Hauptbestandteil der globalen Energiewende. Perowskite sind eine der größten Hoffnungsträger in diesem Bereich. Sie sind leicht zu produzieren und deckt einen Bereich des Sonnenlichts ab, den Silizium nicht erreicht. Michael Saliba ist einer der Schlüsselforscher dieses Forschungsfeld. Zuletzt konnte Saliba zeigen, dass Perowskite durch gezieltes Hinzufügen anorganischer Salze ähnlich haltbar werden wie Siliziumzellen – zuvor ein großes Hindernis für den Praxiseinsatz. Nun steht der Nutzung kaum noch etwas im Weg.

Georg Schroth, NavVis GmbH

Obwohl mittlerweile fast jeder Teil der Welt kartographiert ist, ist das Innere von Gebäuden meist immer noch ein weißer Fleck auf der Landkarte – hier gibt es keinen GPS-Empfang. Georg Schroth hat einen kleinen Messwagen entwickelt, der sich durch die Gänge schieben lässt und dabei Daten für ein 3D-Modell des Gebäudes sammelt. Solche Modelle können etwa die Planung einer vernetzen Fabrik erleichtern, die Fortschritte einer Baustelle dokumentieren oder Besuchern von Flughäfen, Universitäten, Krankenhäuser, Museen, Bahnhöfe und Einkaufszentren die Orientierung erleichtern.

Daniel Wiegand, Lilium GmbH

Kleine, saubere Flugzeuge sind nicht nur ein alter Menschheitstraum. Für viele Megacities sind sie ein entscheidender Schritt für ein nachhaltiges Verkehrssystem, denn die Straßen sind verstopft und herkömmliche Luftfahrt ist laut und dreckig. Mit Lilium entwickelt Daniel Wiegand eine neue Art des Transports: Den weltweit ersten elektrisch betriebenen, senkrecht startenden und landenden Jet. Er braucht weder Start- noch Landebahn sondern startet dank seiner schwenkbaren Elektrotriebwerke von überall.

Andreas Zeitler, Vuframe Lab GmbH

Augmented- und virtuelle Realität steckt voller faszinierender Möglichkeiten. Aber die Erstellung und Verbreitung solcher Inhalte ist kompliziert. Andreas Zeitler hat eine Cloud-basierte Plattform aufgebaut, die Unternehmen dabei unterstützt. Die Inhalte können anschließend mit beliebigen Endgeräten abgerufen werden – ob Smartphone, Tablet oder VR-Brille. 75 Firmen nutzen das Angebot bereits.


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