Elektronische Identifizierung: "eIDAS ist die Chance für ein selbstbewusstes Europa"

Auf einem vom Konsortium TREATS in Berlin veranstalteten Workshop wurden europäische Szenarien für elektronische Identifizierungsdienste diskutiert.

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Elektronische Identifizierung: "eIDAS ist die Chance für ein selbstbewusstes Europa"

(Bild: dpa, Stephanie Pilick / Symbolbild)

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Von
  • Detlef Borchers

TREATS, ausgeschrieben TRans-European AuThentication Services, ist ein deutsches Industrie-Konsortium, das sich mit der Umsetzung der europäischen eIDAS-Verordnung beschäftigt. Im Mittelpunkt der Arbeit von TREATS steht die eID-Funktion des deutschen Personalausweises, die nach Artikel 9 der eIDAS-Verordnung noch im September 2017 "notifiziert" und danach ein von allen EU-Staaten anerkanntes Verfahren sein wird. "Wir wollen einfach Erster sein", erklärte TREATS-Projektkoordinator Olaf Rohstock in Berlin auf einem Workshop.

Neben Deutschland befinden sich fünf weitere Länder in der Phase der Vorbereitung auf die Notifizierung ihrer nationalen eID-Dienste: Spanien, Italien, Frankreich, Dänemark und Großbritannien. Dieses wechselseitige Anerkennungsverfahren elektronischer ID-Dienste muss von allen EU-Staaten bis zum 29. September 2018 abgeschlossen werden.

Was unter eIDAS möglich sein wird, skizzierte Rohstock so: An der die eIDAS-Implementation begleitenden Hochschule Harz haben sich eine Französin und ein Deutscher verliebt und beschließen, zu heiraten. Mit Hilfe der nationalen eID fordern sie von ihren Gemeinden eine elektronisch besiegelte Geburtsurkunde für das Standesamt an. Kommt das erste Kind, kann der Antrag auf Kindergeld von der Französin gestellt werden.

Wie wichtig diese europäische Dimension ist, zeigte Svea Lahn von HSH, wo Software für Meldebehörden entwickelt wird. Eine deutsche Stadt mit rund 500.000 Einwohnern hatte 2016 insgesamt 6579 Anmeldungsanträge und 3648 Umzugsanmeldungen von EU-Bürgern zu bearbeiten. Im Zuge der Online-Meldebescheinigung muss eine solche Stadt eID-Daten all dieser Bürger verarbeiten können.

Enthusiastisch begrüßte der Jurist Riccardo Genghini, Vorsitzender der für Signaturstandards zuständigen ETSI/ESI die eIDAS-Vernetzung: "Dieser Schritt in Europa, dass jeder Bürger unabhängig von Diensten wie Facebook oder Google seine eigene Identität selbst managen kann, ist ein unglaublicher Schritt. Wenn es uns gelingt, ist es einer der größten Rechtsschritte seit dem Code Napoleon."

Ob es freilich gelingt, 26 verschiedene eID-Protokolle mittels Middleware oder sonstiger Konvertierung unter einen europäischen Hut zu bekommen und dabei auch noch datenschutzgerecht zu verfahren, ist noch nicht ausgemacht. Viele Vorträge des eIDAS-Workshops waren Absichterklärungen oder nahmen den deutschen Föderalismus zum Vorbild. Dies zeigte Michael Diepold anhand der BayernID, die nun auch vom Servicekonto.nrw anerkannt wird. Wenn etwas zwischen Bundesstaaten klappt, sollte dies auch europaweit möglich sein.

Jens Bender, beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik für eIDAS zuständig, gab sich zuversichtlich. Seiner Meinung nach könnte eIDAS das Vehikel sein, das derzeit fehlende Interesse der Bürger am elektronischen Personalausweis, an eID- und eAuthentifzierungsdiensten anzukurbeln. Noch zuversichtlicher gab sich Franz-Reinhart Habbel vom Deutschen Städte und Gemeindebund: "eIDAS ist die große Chance für Deutschland, ein digitales Europa mitzugestalten." (anw)