Digitalisierungsindex: Kleinstunternehmen ziehen die deutsche Wirtschaft nach unten

Der Digitalisierungsgrad von Industrie, Bau, Handel und Dienstleistungen ist laut einer Umfrage im Vergleich zu 2016 um einen auf 54 Indexpunkte gesunken. Schuld sind Ich-AGs & Co., beim Breitband hapert es noch immer.

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Digitalisierungsindex: Kleinstunternehmen ziehen die deutsche Wirtschaft nach unten
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Keine sonderlich schönen Zahlen hat das Marktforschungsinstitut Kantar TNS am Montag im Vorfeld des Digitalgipfels der Bundesregierung präsentiert, der dieses Jahr gut ein halbes Jahr früher als üblich in der Region Rhein-Neckar über die Bühne geht. Im Index des "Monitoring-Report Wirtschaft Digital 2017" erreichen Industrie, Bau sowie Handel und Dienstleistungen hierzulande nur noch 54 von 100 möglichen Punkten. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 55 Punkten. Für das schlechtere Ergebnis machen die Studienleiter die ebenfalls um einen Zähler rückläufige Entwicklung bei den "Kleinstunternehmen" verantwortlich, zu denen sie Betriebe mit "null bis neun Beschäftigten" zählen. Besonders bemerkbar macht sich dabei, dass 89 Prozent der Firmen hierzulande in diese Kategorie fallen.

Die Autoren der Studie wollen der Politik mit dem fallenden Index aber die Laune vor dem Stelldichein mit der IT-Branche nicht verderben. Gesamtwirtschaftlich erklären sie den Rückgang daher für "unbedeutend gegenüber den erzielten Fortschritten in den großen und mittelgroßen Unternehmen". So steigt der Digitalisierungsgrad in Firmen mit über 250 Beschäftigten zumindest um einen Punkt auf 54, 17 Prozent gelten in diesem Bereich ferner als "hoch" vernetzt. Das verarbeitende Gewerbe kann sich um drei Zähler auf 42 Punkte verbessern, was den Verfassern zufolge mit dem Trend zur "Industrie 4.0" zusammenhängt. Für den Fahrzeugbau geht es von Platz 8 auf Rang 5 nach oben mit einem Indexwert von 50. Ganz oben bleibt die Branche für Informations- und Kommunikationstechnik mit 78 Indexpunkten (plus drei).

Für die Untersuchung hat Kantar TNS in Kooperation mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium zwischen März und Mai eine repräsentative Umfrage in insgesamt 1021 Unternehmen hierzulande durchgeführt. Heraus kam dabei auch, dass 86 Prozent den Breitbandausbau als "Top-Aufgabe der Politik" bezeichnen, während 2016 erst rund 40 Prozent fehlende superschnelle Internetverbindungen als besonderes Manko ausmachten. Zwei Prozent der Befragten nutzen Formen der Künstlichen Intelligenz, vier Prozent kooperieren mit Startups. 29 Prozent halten die Digitalisierung ihrer Geschäftstätigkeiten nicht für erforderlich. 61 Prozent sind bereits digital mit Kunden und Partnern vernetzt. (mho)