Verwirrspiel um CD-Haltbarkeit

Dem Bericht einer Nachrichtenagentur zufolge ist die Lebensdauer von CDs nur knapp bemessen, doch die zitierten Experten dementieren heftig.

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Von
  • Lars Bremer

Nach dem Bericht einer Nachrichtenagentur sollen Ingenieure des Chemie-Multis Bayer herausgefunden haben, dass die Lebensdauer von CDs nur knapp bemessen ist. Der Meldung zufolge wandern demnächst Milliarden Audio-CDs auf den Müll. Der Grund: die feine Aluminium-Reflexionsschicht der CDs reagiert mit Sauerstoff- und Wassermolekülen. Das mit der Zeit entstehende Aluminiumhydroxid sei durchsichtig und sorge dafür, dass die CDs nicht mehr lesbar seien.

Auf Nachfrage von heise online wollte die Bayer AG diesen Sachverhalt so nicht bestätigen. Burkhard Reitze, Experte für die Herstellung optischer Datenspeicher im Leverkusener Technikum des Geschäftsbereichs Kunststoffe, sprach von Interpretationsfehlern: "Sie machen ja auch keinen Crashtest für Autos, indem sie mit dem Panzer drüberfahren". Bayer bereite derzeit ein Pressestatement zu diesem Thema vor. Details könne er aber vorab noch nicht nennen.

Auch der geschäftsführende Leiter des Institutes für organische Chemie der Technischen Universität Braunschweig, Henning Hopf, der mit einer Schätzung der maximalen Lebensdauer einer CD von 25 bis 30 Jahren zitiert wurde, ließ gegenüber heise online verlauten, es handle sich bei der Wiedergabe seiner Ausführungen um "ein Missverständnis".

Hartmut Spiesecke, Sprecher des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft, hält die Agenturmeldung für falsch, es handle sich um ein typisches "Sommerloch-Thema". CDs seien wesentlich sicherer als Festplatten. Sie würden versiegelt und seien luft- und wasserdicht. "Die Aluminiumschicht ist bei normalem Gebrauch geschützt". Der Technikausschuß des Verbandes, der regelmäßig CDs prüfe, habe noch nie diesbezügliche Probleme festgestellt.

Der ebenfalls zitierte Leiter der des Deutschen Musikarchives Berlin, Ingo Kolasa, sagte auf Anfrage von heise online, er rechne bei Audio-CDs mit einer Verfallsdauer von 50 bis 100 Jahren. Genau wisse das aber niemand. "Wir haben aus den Anfangsjahren der Audio-CD [...] etliche Exemplare in unserem Archiv, die sich aufgrund der falschen Farbzusammensetzung des Aufdrucks zerlegen. Das Problem ist in Fachkreisen bekannt. Die haben Nitrofarbe benutzt, die sich durch das Aluminium frisst. Neuere CDs weisen solche Fehler nicht mehr auf." (lab)