Konferenz "The Block“: Die Blockchain, das Internet von 1991

Blockchain ist eines der heißesten Buzzwords der IT-Welt. Kann die Technik dem tatsächlich gerecht werden? Die klare Antwort auf der Konferenz "The Block“: Im Prinzip ja, aber.

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Konferenz "The Block“: Die Blockchain, das Internet von 1991

Shermin Voshmgir vom Berliner Thinktank Blockchainhub.

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Blockchain revolutioniert das Finanzsystem, schafft allumfassende Transparenz und sorgt für eine ganz neue Form demokratischen Zusammenlebens – so weit die frohe Botschaft des gerade grassierenden Hypes. Doch was kann die Technik der P2P-Datenbank derzeit eigentlich außerhalb ihrer Heimdomäne Kryptogeld? Auf der Konferenz "The Block“ in Hannover sollte unter anderem das beleuchtet werden. Und alle Sprecher waren sich einig: Die Blockchain hat eine Riesenzukunft. Aber mit der Gegenwart, da hapert es noch.

"Wir sind mit der Technik gerade da, wo das Internet 1991 war“, sagte Andrei Martchouk vom Unternehmen KI decentralized. Trotz des breiten Interesses großer Unternehmen – die Banken hätten etwa bis zu 100 Proofs of Concept am Start – gebe es nur ganz wenige Anwendungen, die wirklich im Produktiveinsatz seien. Aktuell aussichtsreich sei eine modernisierte Form von Verbriefungen: Tokens auf einer Blockchain, die einen bestimmten Wert repräsentieren und deren Besitz damit effizient transferierbar machen. Unter anderem arbeitet die Bundesbank zusammen mit der Deutschen Börse an einem solchen Projekt.

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Mit der Fähigkeit, Identitäten von Menschen und Geräten zu verwalten und Werte zu transferieren, brächten Blockchains im Grunde alles Nötige mit, um wirtschaftliche Prozesse abzubilden. Das funktioniere auch im Kleinen: Martchouk hatte als Vorzeigeobjekt seine eigene Kaffeemaschine mit Minirechner und WLAN-Modul ausgestattet sowie einen kleinen Smart-Contract auf der Ethereum-Blockchain dazu geschrieben. Ergebnis: Nur gegen Ether-Zahlung an den Contract wird Kaffee gebrüht.

Stichwort Ethereum: Auch wenn die Linux-Foundation mit Hyperledger ein eigenes Blockchainprojekt verfolgt, nahm die Plattform Ethereum wesentlichen Raum bei der Konferenz ein. In deren Chain kann Programmcode in einer turingvollständigen Sprache geschrieben und hinterlegt werden, ein Smart Contract. Über eine eigene virtuelle Maschine wird der dann auf Rechnern des P2P-Netzes ausgeführt. Der globale Supercomputer, den das ergeben soll, sei aktuell aber eher noch ein "globaler Commodore-Computer“ resümierte Entwickler Fabian Vogelsteller. Im Grunde sei man noch im Alpha-Stadium.

Vogelsteller stellte unter anderem das von ihm mitentwickelte Programm "Mist“ vor (klingt befremdlich für deutsche Ohren, ist aber nach dem englischen Wort für Nebel benannt). "Mist“ kombiniert einen Browser mit einer Kryptogeldwallet und soll so auch gleich das Portal für dezentrale Anwendungen bieten – die sogenannten Dapps. Dahinter verbirgt sich eine Art Webanwendung mit Blockchain-Backend. Dazu soll dann auch in Zukunft ein Messaging-Protokoll namens Whisper gehören sowie ein Filesharing-System namens Swarm, sodass Entwickler im Grunde einen eigenen Web-Stack für Dapps zur Verfügung haben.

An durchschlagenden Dapps scheint aber noch Mangel zu herrschen, Beispiele wie etwa die digitalen Wettbüros – oder vornehmer "Prediction Markets“ – Gnosis und Augur werden wohl nicht in Scharen die Endnutzer hervorlocken. Kurz streifte Vogelsteller auch Ansätze, wie das Ethereum-Netzwerk skalieren könne. Sharding Consensus, Zero Knowledge Proofs, Proof of Stake statt Proof of Work waren die Begriffe, die fielen – aber was das im Detail heißt und wie es implementiert werden soll, das hätte wohl eine eigene Konferenz gefüllt.