Vor 40 Jahren: Oracle wird gegründet

Drei junge aufstrebende Programmierer gründeten auf den Tag genau vor 40 Jahren den Datenbank-Giganten Oracle. Das Startup überlebte, weil Geheimdienste seine besten Kunden wurden.

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Vor 40 Jahren: Oracle wird gegründet

Ed Oates, Bruce Scott, Bob Miner und Larry Ellison (vlnr) während der Feier des einjährigen Bestehens der Firma SDL.

(Bild: Oracle)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Am 16. Juni 1977 gründeten Lawrence Joseph Ellison, Robert Nimrod Miner und Edward A. Oates die Firma Software Development Laboratories (SDL), die später in Oracle Corporation umbenannt wurde. Man startete mit einem Consulting-Auftrag, doch schon bald bastelte man an einer relationalen Datenbank für den DEC PDP-11-Minicomputer. An dieser Datenbank hatte die CIA als Erstkunde großes Interesse: Die handlichen Minis waren klein genug, um in Flugzeugen und U-Booten eingesetzt werden zu können und brauchten dringend Software zur Verwaltung großer Datenmengen.

Larry Ellison, Bob Miner und Ed Oates hatten sich kennengelernt, als sie bei Ampex, dem Hersteller von Bandlaufwerken ein Terabyte-Speicherprojekt namens Oracle für die CIA betreuten. Gefordert war eine Technik, die in einem Terabyte möglichst schnell einen einzelnen Datensatz finden kann. Dafür hatte Ellison eigens ein "schlichtes Ripoff" (so Ellison in eigenen Worten) der Datenbank von Cullinet auf die
PDP-11 portiert, die nach dem CODASYL-Modell arbeitete. Das Projekt scheiterte und Ellison wechselte als Forschungsleiter zur Firma Omron, die Computer-Speichermedien auf Basis der gerade erforschten Laser-Technologie entwickelte. Als Omron nach einer Technik für die Verwaltung großer Datenmengen suchte, gründeten Ellison, Miner und Oates die Software Development Laboratories und boten (ohne Ellison) Omron eine Lösung für 400.000 US-Dollar an. Das schließlich gelieferte Produkt war eine in Assembler geschriebene Datenbank für den PDP-11 namens Oracle 1, benötigte 128 KB Arbeitsspeicher – und funktionierte nicht.

Im Gründungsjahr von Oracle passierte aber noch etwas anderes: DEC brachte eine neue Computergeneration namens VAX heraus. Das kleine Team von SDL, zu dem bereits der erste angestellte Programmierer Bruce Scott gehörte, entschloss sich, diesen Rechner zur Plattform zu wählen. Möglich wurde dies durch einen Risiko-Kapitalisten, der im gleichen Gebäude residierte und die Leasing-Kosten für die "jungen Verrückten" übernahm, die bis spät in die Nacht arbeiteten und den Pizzaboten kurzerhand zum ersten Finanzchef machten, weil er irgendwas mit "Wirtschaft" studierte. Noch bedeutsamer erwies sich der Entschluss, die nächste Version von Oracle für die VAX in C zu programmieren. Damit war die Datenbank Oracle 2 relativ einfach portierbar.

Schon während seiner Arbeit bei Ampex, die CODASYL-Datenbank von Cullinet zu kopieren, studierte Larry Ellison die Forschungsliteratur über Datenbanken. So stieß er auf die Arbeiten von Edgar Frank Codd, der bei IBM über Datenbanken forschte und die relationale Datenbank entwickelte. Für die Zukunft der jungen Firma SDL noch entscheidender wurde jedoch Donald Chamberlin, der in der IBM-Literatur Schritt für Schritt erklärte, wie ein solches Datenbanksystem namens System R zu programmieren ist und was man alles mit der Abfragesprache SQL machen kann. Zu diesem Zeitpunkt dachte IBM gar nicht daran, etwas anderes als seine marktbeherrschenden Mainframe-Datenbanken zu verkaufen und lieferte so unfreiwillig für andere Bauvorlagen.

Genauso intensiv wie Ellison und seine Mitstreiter verfolgten auch Programmierer beim DEC-Großkunden CIA die Entwicklung. An der Universität Berkeley finanzierte die CIA das Projekt Ingres von Michael Stonebraker, aber gleichzeitig auch die Firma von Ellison, die sich mittlerweile stolz Relational Software Incorporated (RSI) nannte. Mit der Version 2 für die Vax gewann RSI das Rennen und nannte sich nach dem Zuschlag der CIA in Oracle um. Auch die nächsten drei Kunden waren Geheimdienste: die Navy Intelligence, die Air Force Intelligence und schließlich die aufstrebende National Security Agency (NSA), die schnell der größte Kunde von Oracle wurde. An der ersten Oracle-Nutzerkonferenz im Jahre 1982 nahmen 50 Personen teil, davon 45 von "Diensten". Der Rest ist
Geschichte. (kbe)