Veraltete Testverfahren: Energielabel bei vielen Haushaltsgeräten irreführend

Immer wieder zeigen Untersuchungen, dass Haushaltsgeräte im Alltag auf einen anderen Stromverbrauch kommen als auf dem Energielabel angegeben. Nun haben Umweltorganisationen herausgefunden, dass verschiedenste Elektrogeräte viel zu viel verbrauchen.

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Stromverbrauch: Fehlerhafte Energielabel bei Haushaltsgeräten

Viele Szenarien werden gar nicht getestet.

(Bild: John Sting)

Lesezeit: 2 Min.

Große Elektrogeräte verbrauchen im Haushalt wegen veralteter Testverfahren deutlich mehr Strom, als das Stromverbrauchslabel angibt. Zu diesem Ergebnis sind mehrere Umweltorganisationen gekommen, die aktuelle Fernseher, Kühl- und Gefrierschränke sowie Geschirrspüler geprüft haben. Dabei sind sie von den standardisierten Tests abgewichen, um realistischere Ergebnisse zu bekommen, berichtet die Süddeutsche Zeitung, die die Studie vorab einsehen konnte. Sie bestätigen damit frühere Analysen. Die Differenzen zwischen dem angegeben Stromverbrauch und dem realen waren demnach teilweise dramatisch. So verbrauchten die Fernseher im Schnitt ein Drittel mehr Strom, als angegeben.

Wie die Zeitung erläutert, werden die Grenzwerte für den Stromverbrauch und die bekannte Skala von "A+++" bis "G" zwar vorgegeben. Aber die genauen Messbedingungen werden zwischen der Industrie, Behörden und Verbrauchervertretern ausgehandelt und vor allem auf Reproduzierbarkeit hin ausgerichtet. Dadurch würden die Ergebnisse aber nicht besonders alltagstauglich, denn die Standards sind teilweise stark veraltet. Für Fernseher beispielsweise gebe es ein zehnminütiges Standardvideo, das höchstens in HD vorliegt. Bei der Wiedergabe von 4K- und HDR-Inhalten werde aber deutlich mehr Strom verbraucht. Auch Energiesparmaßnahmen wie automatische Helligkeitsanpassungen würden nicht berücksichtigt.

Schließlich weisen die Organisationen auch noch darauf hin, dass die Hersteller genug Zeit haben, sich auf die Tests vorzubereiten, wenn sie so lange unverändert bleiben. Manipulationen wie sie etwa vom Abgasskandal bekannt sind, haben die Prüfer nun aber wohl nicht entdeckt. Sie haben aber demnach auch jeweils nur ein Gerät getestet. Normalerweise würden immer vier getestet, um falsche Messungen wegen fehlerhafter Geräte auszuschließen, schreibt die Süddeutsche. Die EU-Kommission habe trotzdem schon reagiert und auf die Verantwortung der Kommissionen verwiesen, die die Tests erstellen. Gegenwärtig werden neue Regeln für Energielabel ausgearbeitet.

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(mho)