Atomkraft: Leiter will AKW Tihange länger als bis 2022 laufen lassen

Der Leiter des belgischen AKW meint, es könne auch über 2022 hinaus laufen. Dann hat es seine gesetzliche maximale Laufzeit erreicht. Die deutsche Bundesumweltministerin hält eine Verlängerung für einen Irrweg.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 101 Kommentare lesen
AKW Tihange könnte länger als bis 2022 laufen

(Bild: dpa)

Lesezeit: 2 Min.

Das Atomkraftwerk Tihange, das in der deutschen Grenzregion zu Belgien kritisch beäugt wird, könnte über das Jahr 2022 hinaus betrieben werden. Davon zeigte sich der Leiter des AKW Jean-Philippe Bainier im Interview mit der Aachener Zeitung überzeugt. "Tihange ist absolut sicher." Die stetig wachsende Zahl der Risse in den Druckbehältern von Tihange 2 und Doel 3 begründete Bainier mit abweichenden Messpositionen.

Atomkraftgegner in Belgien und in Deutschland halten die AKW seit Jahren für unsicher und kritisieren den Betrieb. Im Frühjahr 2016 hatte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) Belgien vergeblich aufgefordert, die Tihange 2 und Doel 3 bis zur Klärung offener Fragen vom Netz zu nehmen. NRW hat im August 2016 Millionen zusätzliche Jodtabletten eingelagert. Für den 25. Juni ist eine Protestmenschenkette geplant, die sich durch drei Länder ziehen soll.

Eigentlich will Belgien 2025 aus der Atomkraft aussteigen. Allerdings hat die Regierung ein Gesetz zur Laufzeitverlängerung der Meiler Doel 1 und Doel 2 bis 2025 beschlossen. Tihange 2 und Doel 3 müssen im Jahr 2022 außer Betrieb gesetzt werden, weil sie dann ihre maximale Laufzeit von 40 Jahren erreicht haben.

Bainier meint, dass AKW üblicherweise 60 Jahre lang problemlos funktionierten. "Wir sind der Meinung, dass die Nukleartechnik, die kein CO2 emittiert, für die nächsten zehn bis 20 Jahre eine Übergangstechnik darstellen kann, um erneuerbare Energien auszubauen."

Hendricks hält eine Verlängerung der Laufzeit über 40 Jahre hinaus für einen Irrweg. "Ich werde mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten dafür einsetzen, dass eine Laufzeitverlängerung insbesondere von Tihange 2 und Doel 3 nicht erfolgt", sagte sie laut der Zeitung.

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)

Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

(anw)