Snap Map: Neue Snapchat-Funktion bedroht Privatsphäre

Mit der neuen Funktion "Snap Map" können Snapchat-Nutzer ihren aktuellen Standort für ihre Kontakte freigeben. Dass die App den Aufenthaltsort des Nutzers bei jedem Start automatisch aktualisiert, dürfte vielen Snapchattern jedoch nicht klar sein.

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Neue Snapchat-Funktion bedroht Privatsphäre

Wo sind meine Freunde? Snapchat verrät es.

(Bild: Snapchat)

Lesezeit: 3 Min.

Vergangene Woche stellte der Video-Messenger Snapchat eine neue Funktion namens "Snap Map" vor. Mit ihr können Snapchatter ihren derzeitigen Standort anderen Nutzern in Echtzeit mitteilen. Der Aufenthaltsort wird auf einer Weltkarte eingezeichnet, die an Google Maps erinnert. Wie Snapchat in einem Werbevideo zeigt, soll die Karte den Snapchattern zeigen, wo ihre Freunde sind und was sie gerade erleben. "Snap Map" kopiert das Konzept und Aussehen der App "Zenly" vom gleichnamigen Start-up – das erst vor wenigen Tagen von Snapchat übernommen worden war.

Auf einer Karte stellt Snapchat dar, wo die Snapchat-Freunde sich befinden. Tippt man einen an, sind seine "Snaps" zu sehen, also seine gedrehten Kurzvideos.

(Bild: Snapchat)

Die neue Funktion ist zwar freiwillig und opt-in. Doch wer nicht aufpasst, verrät ungewollt seinen Aufenthaltsort: Ist die Standortfreigabe erst einmal aktiviert, bleibt sie es auch. Jedes Mal, wenn ein Nutzer die Snapchat-App öffnet, wird der Standort automatisch aktualisiert. Dieser ist auf der "Snap-Map"-Karte für alle Snapchat-Freunde einsehbar.

Wie The Verge auffiel, erklärt das Tutorial aber nicht, dass die App den Standort beim Start automatisch aktualisiert. Reporterin Dani Deahl erschreckte sogleich eine Snapchat-"Freundin", indem sie bei ihr anrief und nachfragte, ob sie an einer bestimmten Kreuzung lebt. Der Karteneintrag war so genau, dass Deahl sogar die Hausnummer erraten konnte. "Das ist gruselig!", fand die angerufene Snapchat-Nutzerin. Ihr sei nicht klar gewesen, dass die App ihren Standort aktualisiert hatte.

So dürfte es einigen Snapchattern gehen, schließlich sind die Details von neuen Funktionen und Optionen schnell überlesen. Besonders problematisch ist das, weil vor allem junge Leute die App nutzen. Wenn sie allein zu Hause sind oder nachts durch eine einsame Straße laufen und dabei "Snaps" anschauen, stellt Snapchat ihren Aufenthaltsort sofort online. Ein Traum für Stalker, ein Alptraum für die Nutzer.

Auf Nachfrage von The Verge erklärte ein Snapchat-Sprecher die neue Funktion etwas genauer: Ist "Snap Map" aktiviert, wird der Aufenthaltsort des Nutzer automatisch aktualisiert und auf einer Snap-Map-Karte dargestellt. Hat der Nutzer entschieden, seinen Standort allen Snapchat-Freunden mitzuteilen, fragt die App in regelmäßigen Abständen nach, ob das weiterhin so bleiben soll. Nur Nutzer, die sich gegenseitig folgen, sehen den Standort des anderen (wenn dieser freigegeben wurde). Snapchat erklärte zudem, die Daten in "kurzen Zeitabständen" zu löschen. Der Standort bleibt acht Stunden auf der Karte verzeichnet, wenn die App nicht geöffnet wird. Nach acht Stunden löscht Snapchat den Eintrag.

Snapchat-Nutzer, die ihren Standort nicht mehr mit anderen teilen wollen, sollten in den "Geistmodus" (Ghost Mode) wechseln. (dbe)