Forschung: Sensoren ersetzen Kamera-Objektive

Dass Kameras Objektive benötigen, scheint bislang ein unumstößlicher Grundsatz der Fototechnik zu sein. Zahlreiche Forschungsgruppen wollen das ändern. Aktuell drängt Caltech mit Informationen zu einer objektivlosen Kameraentwicklung auf den Markt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 58 Kommentare lesen
Fotografieren wir in Zukunft noch mit Objektiven aus Glas?

(Bild: Pixabay/CC0)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dr. Christoph Jehle

Das California Institute of Technology (Caltech) macht aktuell mit der Entwicklung einer Kamera von sich reden, die ohne Objektive auskommen soll. Anstelle eines Objektivs setzt sie eine größere Zahl an extrem dünnen Sensoren (optical phased array / OPA) ein. Mit deren Hilfe und mit ausreichender Rechenkapazität wird das einfallende Licht rechnerisch so bearbeitet, wie dies traditionellerweise ein Objektiv mit vielen geschliffenen Glaselementen macht.

Die Entwicklung wurde von Caltech bereits im Frühjahr 2017 auf der Conference on Lasers and Electro-Optics (CLEO) der Optical Society of America (OSA) vorgestellt und erste Ergebnisse auf der OSA-Website veröffentlicht. Ob und wann sich diese Entwicklung in Kameras wiederfindet, die von privaten Endanwendern genutzt werden, ist derzeit noch nicht absehbar. Es wäre jedoch nicht die erste fototechnische Entwicklung die über eine Präsentation bei der OSA über die Fachwelt hinaus bekannt geworden wäre. Edwin Land hatte bei ebendieser OSA am 21. Februar 1947 seine erste Sofortbildkamera vorgestellt.

Bereits 2016 hatten Physiker der Universität Stuttgart mit einem 3D-Ducker aus Fotolack optische Linsen, die kaum größer als der Querschnitt eines menschlichen Haars sind, direkt auf einen CMOS-Bildsensor gedruckt. Damit hofft man, hochauflösenden und dennoch kompakte Kameras für die Fotografie mit Drohnen entwickeln zu können.

Die an der texanischen Rice University entwickelte FlatCam verzichtet ebenso wie das Modell von Caltech auf jegliche Optik. Und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne hat man sich die Augen einer Fruchtfliege zum Vorbild genommen und eine flexible Kleinstkamera mit einem Multilinsenarray entwickelt, mit der man ebenfalls in den Bereich der Drohnenfotografie drängt. (msi)