Werbedisplays mit Gesichtsscan: Real beendet Tests in Supermärkten

Einzelhandelskette Real rudert zurück: Die Displays, die Gesichter von Kunden zur Werbeoptimierung scannen, sollen nicht weiter in den eigenen Märkten getestet werden. Der Kundennutzen der Technik sei nicht nachvollziehbar.

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Werbedisplays mit Gesichtsscan: Real beendet Tests in Supermärkten

(Bild: Echion)

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Die Supermarktkette Real stoppt die laufenden Tests mit Werbedisplays im Kassenbereich, die Gesichter zur Werbeoptimierung scannen. Als Grund gab das Unternehmen in einer Mitteilung die öffentliche Diskussion an, die nach Bekanntwerden der Tests losbrandete. Diese habe den Eindruck erweckt, "in real,- Märkten würden im Kassenbereich ohne Wissen der Kunden Daten erhoben“, hieß es.

Die Tests fanden in 41 Filialen der Kette statt, wobei sie eigentlich vom Display-Betreiber Echion durchgeführt wurden, einer Firma aus Augsburg. Real hatte stets betont, nur die Durchführung zu erlauben, nicht aber selber Testbetreiber zu sein. Spezielle Kamerasysteme in Werbedisplays erfassen dabei von davor stehenden Kunden Geschlecht und Alter, damit auf dem Bildschirm aufs Publikum angepasste Werbung gezeigt werden kann. Real wies durch Schilder auf eine Videoüberwachung hin, benannte dabei aber nicht, dass es auch um Werbeoptimierung geht.

Die Technik dahinter nennt sich Adpack und stammt von dem Berliner Anbieter Indoor Advertising. Die Kamerabilder werden dem Unternehmen zufolge in einem Mini-Rechner mit Android vor Ort analysiert und dann sofort verworfen – ein Prozess von rund 150 Millisekunden. Lediglich Anzahl der Betrachter, Geschlecht, Alter und Blickkontakte sollen an die Server des Unternehmens weitergeleitet werden und als Metadaten in die Werbeoptimierung einfließen.

Rein rechtlich gesehen hätte Real vielleicht nicht diesen Schritt gehen müssen. Denn zumindest das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht stufte die Technik als unbedenklich ein. Das System sei so restriktiv gestaltet, dass alle Anforderungen an eine Anonymisierung erfüllt seien und keine personenbezogenen Daten erhoben würden, hatte die Behörde erklärt. Real hatte zuvor ähnlich argumentiert und die Technik verteidigt.

Die Supermarktkette hat wohl eher aus Imagegründen kalte Füße bekommen. In der Mitteilung heißt es: "Der Kundennutzen vom Einsatz technologischer Weiterentwicklungen muss jederzeit für Kunden nachvollziehbar sein. Das war im vorliegenden Fall nicht gewährleistet.“ Künftig wolle man technische Innovationen in enger Abstimmung mit "real,- Kundenbeiräten und Fokusgruppen erörtern“, gelobte das Unternehmen.

Neben Real wurden auch Tests der Technik in rund 100 Partnerfilialen der Deutschen Post bekannt. Dort macht man sich aber offenbar weniger Sorgen ums Image, einen Stopp ließ der Konzern bislang nicht verlautbaren. (axk)