Zahlen, bitte! Immer auf die Kleinen !!Eins!!11elf!!

Der 11 wurde in der jüngsten Vergangenheit Unrecht getan, meistens allerdings aus Versehen. So tauchte sie plötzlich unfreiwillig als Meinungsverstärker in Foren und auf Social-Media-Plattformen auf. Wie konnte das nur passieren?

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Zahlen, bitte: Immer auf die Kleinen !!Eins!!11elf!! (AT)
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Reche
Inhaltsverzeichnis

In der analogen Welt versuchen Menschen immer wieder, ihrer Meinung maximale Bedeutung zu verleihen, indem sie diese möglichst oft und möglichst laut wiederholen. Dieses Prinzip versuchen Foristen und Social-Media-Nutzer gerne ins Digitale zu übertragen. Waffe der Wahl ist das Ausrufezeichen, das mit der Tastenkombination Shift + 1 in Kommentare und Postings eingefügt wird. So versuchen Brüllaffen des digitalen Zeitalters per Interpunktion virtuelle Lautstärke zu erzeugen.

Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Dumm nur, dass in der emotionalen Hitze des Wortgefechts gerne mal der Finger von der Shift-Taste rutscht. Schon gesellen sich Einsen, gerne in Form von "11" in die Armee der "!!!". Peinlich. Wie fast jeder Vertipper im Netz, bleibt auch dieser nicht unkommentiert (siehe Forum). Genüsslich geht die andere Seite zum Gegenangriff über und zieht den Fauxpas durch den Kakao, indem sie ihr Gegenargument mit "11!!!!!eins!1!elf!!!" beschließt. Aber das war nur der Anfang: Inzwischen müssen die !!11eins!!elfer im Internet auch als Hilfsmittel für ironische Übertreibungen herhalten, wenn gerade mal die passenden Emojis fehlen.

Das hat die Elf nicht verdient, denn sie ist bescheiden, redlich und hält sogar Rekorde im Kleinsein: Sie ist die kleinste zweistellige Primzahl und kleinste Schnapszahl. Dabei wissen sicher nicht alle "Einselfer-Tipper", was eine Schnapszahl überhaupt auszeichnet, außer dass sie aus mehreren identischen Ziffern besteht. Etwa, dass der Begriff "Schnapszahl" Spielen mit mehreren Teilnehmern entstammt, bei denen die Ergebnisse addiert werden und beim Erreichen einer Zahl mit identischen Ziffern eine Runde Getränke, der Legende nach gerne Schnaps, fällig wird. Oder entstammt die Bezeichnung doch dem doppelten Blick nach dem Genuss eben jener (diverser) Schnäpse, wenn man nicht mehr erkennen kann, ob der nächste Bus um 1 oder um 11 Uhr fährt?

Was feststeht, ist, dass Schnapszahlen im Englischen "Repdigits" genannt werden. Klar, ist jetzt auch nicht schwer, sich dieses Kofferwort von Repeated und Digit herzuleiten. Aber die Elf ist mehr als eine schnöde Repdigit. Sie ist eine Repunit, also eine Schnapszahl, die sich ausschließlich aus Einsen zusammensetzt. Und als ob das noch nicht genug des Genusses wäre, übertrumpft sie alle Repunits, indem sie den Titel der primären Repunit trägt, weil sie ja zu allem Überfluss noch eine Primzahl ist – kaum zu fassen!11!!

"Einself" -- auch beliebt für Video-Überschriften

(Bild: Screenshot Google Bildersuche)

Man muss der Elf jetzt nicht gleich eine Freundschaftsanfrage auf Facebook schicken, auch wenn auf der Victoria, der Fußballmeisterschafts-Trophäe von 1903-1944 "Elf Freunde müsst ihr sein [...]", stand. Aber etwas mehr Bedacht im Umgang mit dem Zwerg unter den zweistelligen Primzahlen darf man schon einfordern. Zumal sie sich mit dem inoffiziellen elften Gebot (je nach Auslegung) auch als Schutzpatronin derjenigen geriert, die mal abseits von Recht und Ordnung ihre Runden drehen. Es besagt: "Lass dich nicht erwischen". (mre)