Erdbebenwarnung über das Internet

Das kalifornische Frühwarnsystem für Erdbeben soll ab Ende des Jahres über Internet die bedrohten Regionen im Süden des US-Bundesstaates vorwarnen.

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In Kalifornien sollen in Zukunft die Bürger via Internet vor Erdbeben gewarnt werden. Das California Institute of Technology (Caltech) rüstet in Zusammenarbeit mit dem U.S. Geological Survey (USGS) bereits seit fünf Jahren das kalifornische Erdbeben-Frühwarnsystem auf. Das Gebiet um Süd-Kalifornien wird bis zum Ende des Jahres mit 700 Messstationen – das entspricht einer alle 14,5 Kilometer – abgedeckt. Die Federal Emergency Management Agency (FEMA) finanziert das Projekt mit 21 Millionen US-Dollar. Für weitere 6,8 Millionen US-Dollar will sich die Stadt Sacramento an das Frühwarnsystem anschließen.

Momentan übertragen die Stationen die Stärke und Ausbreitungsgeschwindigkeit der Beben in digitaler Form noch an Caltech oder die USGS. Wenn alle Stationen erst einmal stehen, will Caltech in einem weiteren Pilotprojekt die Daten von den Messstationen über das Internet direkt an den Katastrophenschutz und die Behörden vor Ort senden. Die dafür notwendige Software wird derzeit bei Caltech noch entwickelt.

Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein, könnten bei einem Erdbeben die Daten mit Lichtgeschwindigkeit direkt in die bedrohten Gebiete geschickt werden. So bliebe genug Zeit, um öffentliche Gebäude zu evakuieren, Krankenhäuser vorzubereiten oder das Strom-Netz abzuschalten. Würde sich das Epizentrum eines Bebens zum Beispiel bei Bombay Beach am San-Andreas-Graben befinden, so würde es 75 Sekunden dauern, bis die Druckwelle das 210 Kilometer entfernte Stadtzentrum von Los Angeles erreicht.

Bei dem Erdbeben von 1994, bei dem 57 Menschen ums Leben kamen, war das Epizentrum jedoch nur 40 Kilometer von LA entfernt. In einem solchen Fall wäre das aufwendige Frühwarnsystem nahezu wirkungslos. So bewertete der kalifornische Staats-Geologe James Davis gegenüber The Standard ein solches System eher kritisch, da der Nutzen in keinem Verhältnis zu dem hohen finanziellen Aufwand stünde. Die bisher noch unbekannten Kosten eines solchen Systems sollten nach Angaben von Caltech die Gemeinden und Firmen tragen, die an das System angeschlossen werden. Caltech will das Pilotprojekt Ende des Jahres mit etwa zehn angeschlossenen Organisationen starten. Wenn alles gut läuft, soll ein komplettes Warnsystem in zehn Jahren zur Verfügung stehen. (hag)