Drohnen für Forstwirte: Fliegende Technik erobert Wälder

Rehe zählen, Schäden finden, Bäume retten: Für Drohnen kann es in freier Natur viele Aufgaben geben. Nach den Bauern entdecken auch Forstwirte die technischen Möglichkeiten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 25 Kommentare lesen
Drohnen für Fortwirte: Fliegende Technik erobert Wälder

Eine Borkenkäferlarve

(Bild: Sven Gaedtke, CC BY-SA 2.0)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christina Peters
  • dpa

Ein Summen wie ein Bienenschwarm, ein leichtes Pfeifen, das hohe Gras am Waldboden biegt sich aus dem Weg: Mit vier Propellern hebt die leuchtend grüne Drohne ab und steigt in Richtung der 30 Meter hohen Fichtenwipfel. Am Bauch des Flugkörpers hängt eine Infrarotkamera – mit ihr wollen Förster ihren Kampf gegen Borkenkäfer im Thüringer Wald in die Luft verlagern. Denn: Ohne neue Technik sehen sich die Förster bei der Früherkennung des Schädlings, der sich explosionsartig vermehrt und jährlich im Schnitt 100.000 Fichten in Thüringen befällt, auf verlorenem Posten.

"Der Förster muss in den Wald reingehen, jeden Baum anschauen und prüfen, ob unter der Rinde und am Stamm Bohrmehl vorhanden ist", erklärt Matthias Stürz vom Forschungszentrum der Landesforstanstalt in Gotha. Seit Anfang des Jahres verfolgen die Forscher deshalb ein Experiment: Mit einer Spezialdrohne der thüringischen Firma Rucon fliegen sie 30 Hektar Waldfläche bei Weimar in rund 100 Metern Höhe ab. Aus den Bildern können die Förster die Gesundheit der Bäume ablesen – befallene Bäume reflektieren die Strahlen anders als gesunde Kronen.

Mit Multicoptern sollen von Borkenkäfern befallene Bäume einfacher ausfindig gemacht werden.

(Bild: ThüringenForst (Bildmontage))

Auf Feldern sind unbemannte Flugkörper bereits seit Jahren im Einsatz. Unter dem Stichwort "Landwirtschaft 4.0" helfen sie etwa bei der Beurteilung von Schäden im Pflanzenbau und machen Rehkitze in den Feldern ausfindig, bevor sie unter Mähdrescher geraten. Rund 340.000 Euro hat das Thüringer Landwirtschaftsministerium seit 2012 in vier Drohnen-Projekte gesteckt.

Auch im Wald könnten die schwirrenden Geräte an vielen Stellen helfen. "Der Einsatz von Drohnen in der Forstwirtschaft erleichtert die Datenerhebung, erhöht den Erkenntnisgewinn und ist günstiger als die bisherigen Methoden", lobt Ministerin Birgit Keller (Linke). Die Thüringer Forstforscher gelten hierbei bundesweit als Pioniere.

Neben dem Erkennen von Schädlingen experimentieren die Förster auch mit der Nutzung von Drohnen für das Erkennen von Sturmschäden und die Zählung von Rotwild. Mit Drohnen könnten künftig Holzvorräte ermittelt, Holzpolter vermessen und Wildschäden dokumentiert werden. Dazu kommt die frühzeitige Entdeckung von Waldbrandherden und illegalen Bauten im Wald.

Einbohrlöcher von Borkenkäfern an einer Fichte.

(Bild: ThüringenForst)

Aber noch herrscht größtenteils Ruhe über den Wipfeln, denn den Drohnen stehen viele Hindernisse im Weg, darunter die Bäume selbst. Die Drohne muss nämlich immer in Sichtweite ihres Piloten am Boden bleiben, auch wenn autonomes Fliegen technisch schon möglich ist. "Das ist der Hauptknackpunkt", sagt Herbert Sagischewski, Fernerkundungs-Experte der Landesforstanstalt.

Für autonomes Fliegen seien die Kosten nach wie vor zu hoch. "Wenn der Revierleiter jetzt morgens seine Drohne in den Wald fliegen lassen kann und abends dann seine Ergebnisse hat, dann wäre das eine andere Sache. Da würde jeder Förster 'Hurra' schreien", sagt Sagischewski. "Aber da sind wir noch sehr weit davon entfernt." Bei der Feststellung von Trockenheit und Sturmschäden setzt der digitale Forstforscher eher auf Satelliten-Fotografie, ein ebenfalls laufendes Forschungsprojekt.

Die Revolution gegen den Borkenkäfer halten alle Beteiligten trotzdem für flugtauglich. Wenn das Projekt Erfolg hat, könnte die Kamera flächendeckend eingesetzt werden. Statt an einer Drohne würde sie dann aber wahrscheinlich an einem bemannten Kleinflugzeug hängen. (kbe)