Die Mysterien des Merkur: Raumsonde BepiColombo vor der großen Reise

Er ist unerträglich heiß und noch voller Geheimnisse: Der Merkur. Die europäische Raumfahrtbehörde ESA will 2018 eine Sonde dorthin schicken. Welche Antworten wird BepiColombo liefern?

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Die Mysterien des Merkur: Raumsonde BepiColombo vor der großen Reise

Künstlerische Darstellung der beiden Sonden am Merkur

(Bild: ESA)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Annette Birschel
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Das Ungetüm ist 6,40 Meter hoch und vier Tonnen schwer. Es ist weiß, silber, Drähte ragen heraus und es brummt: Die Raumsonde BepiColombo wurde am Donnerstag in Noordwijk bei Den Haag erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Sie ist das bisher schwierigste und ehrgeizigste Projekt der europäischen Raumfahrtagentur ESA und ihrer japanischen Partnerorganisation Jaxa. BepiColombo soll den kleinsten Planeten unseres Sonnensystems erforschen: Merkur.

Die zusammengebaute Sonde

(Bild: ESA–C.Carreau, CC BY-SA 3.0 IGO )

Die Sonde wird nun noch im europäischen Raumfahrtzentrum Estec im niederländischen Nordseebad Noordwijk getestet. Im Oktober 2018 soll BepiColombo dann vom Raketenstartplatz Kourou (Französisch-Guayana) aus mit einer Ariane-Rakete ins All geschossen werden. Sieben Jahre wird die Reise zu dem kleinsten und am wenigsten erforschten Planeten danach dauern. "Der Merkur ist ein Planet voller Geheimnisse", sagte Johannes Benkhoff, einer der führenden Wissenschaftler des Projekts. Bislang sei eigentlich nur wenig bekannt.

Die Erforschung des Merkur ist schwierig. Denn er ist der sonnennächste Planet und es kann dort unerträglich heiß sein. Die Temperaturen schwanken zwischen minus 180 Grad und 430 Grad Celsius plus. Das stellt ganz besondere Anforderungen an den Hitzeschutz des Raumgefährts und an die Instrumente. Ein Konsortium von 83 Firmen aus 16 Ländern arbeitete an den hochtechnologischen Instrumenten. Industrieller Hauptauftragnehmer ist das Flugzeug- und Raumfahrtunternehmen Airbus.

Bislang erreichten nur zwei NASA-Missionen den Merkur. In den 1970er Jahren flog Mariner 10 zu dem Planeten. Daran war der italienische Wissenschaftler Giuseppe "Bepi" Colombo maßgeblich beteiligt. Nach ihm wurde die ESA-Mission nun benannt. Zuletzt umkreiste die Raumsonde Messenger den Merkur bis 2015.

So sieht Messenger Merkur (Falschfarben, die das Material hervorheben). (Großversion des Bildes: 94 MByte)

(Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington)

Die Aufnahmen von Messenger hatten die Wissenschaftler überrascht und bisherige Theorien in Frage gestellt, sagte Experte Benkhoff. "Eigentlich haben wir nur noch mehr Fragen bekommen." Warum hat Merkur ein Magnetfeld ähnlich der Erde? Gibt es Eis oder sogar Wasser? Was geschieht in den tiefen Kratern? Wie sind die Minerale aufgebaut? Was geschieht im Inneren des Planeten?

Das soll BepiColombo klären. Genauer gesagt die zwei Orbiter, die die Sonde eigentlich enthält. Ein europäisches Gerät soll die Oberfläche und Innenstruktur des Planeten untersuchen, ein japanisches das Magnetfeld. "Jetzt werden wir Geheimnisse lösen können und Antworten bekommen", sagte Benkhoff. Die Antworten vom Merkur sollen den Wissenschaftlern auch bei weiteren großen Fragen weiterhelfen: Woher kommt unser Sonnensystem? Wie sind unsere Planeten entstanden?

Bis dahin wird es aber noch dauern. Auf einer ausgeklügelten Route und unter Ausnutzung der Schwerkraft von Erde und Venus wird die Sonde ab 2021 den Merkur sechsmal umrunden, bis sie schließlich 2025 in eine Umlaufbahn des Merkur gerät. Dann werden sich die beiden Orbiter – der japanische und der europäische – trennen.

Über zehn Jahre lang läuft das Projekt bereits. Immer wieder gab es technische Rückschläge, der Start der Rakete musste verschoben werden. Doch nun kann es laut Benkhoff bald losgehen: "BepiColombo ist bereit für den Abschuss." (mho)