Mit dem Dritten greift man besser: Zusätzlicher Daumen aus dem 3D-Drucker

Was lässt sich mit einem weiteren Daumen an der anderen Seite der Hand anstellen und wie verändert ein zusätzlicher Gegengriff das Körpergefühl? Die Designerin Dani Clode hat eine solche Prothese gebaut, die ungewöhnliche Erfahrungen beschert.

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Mit dem Dritten greift man besser: Zusätzlicher Daumen aus dem 3D-Drucker

(Bild: Screenshot aus dem verlinkten Video)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter König

Die in London lebende Designerin Dani Clode möchte Menschen helfen, die Dinge besser im Griff zu haben, und hat den Protoypen eines dritten Daumens gebaut. Den schnallt man sich an die freie Seite einer Hand, dem vorhandenen Daumen gegenüber, und steuert die Bewegungen über Drucksensoren, die man mit den Zehen bedient. Die Sensoren und Batterien dafür sind dabei in die Schuhe integriert, Bluetooth sorgt für die drahtlose Übertragung der Signale.

Der eigentliche künstliche Daumen besteht aus drei Segmenten, die nach Angaben von Dani Clode auf einem 3D-Drucker aus dem flexiblen Material Ninjaflex entstanden sind. Dieses Material bekommt man in verschiedenen Weichheitsgraden zu kaufen – die Designerin verwendete für ihren Prototyen die Variante mit der Härte nach Shore-A von 85. Solches Filament lässt sich (je nach Bauart) auch auf günstigen FDM-3D-Druckern verwenden. Bewegt wird der zusätzliche Greifer durch Bowdenzüge aus Draht, die in Teflonröhrchen laufen. Als Aktoren sitzen zwei Servos auf einem Armband, das wiederum aus einem Stereolithographie-3D-Drucker von Formlabs stammt.

Die Komponenten von "The Third Thumb" im Überblick

(Bild: Dani Clode)

Der dritte Daumen in der eleganten Design-Alternative

(Bild: Dani Clode)

Dani Clode hatte bei ihrem Projekt weniger im Sinn, Menschen einen fehlenden Daumen zu ersetzen. Vielmehr bezeichne das Wort Prothese dem Ursprung nach eine Erweiterung, keinen Ersatz, wie sie auf ihrer Webseite schreibt. "Sie ist zum Teil Werkzeug, zum Teil Erfahrung [für die Träger, d. Red.] und zum Teil [Mittel zum] Selbstausdruck" – das ist in ihrem Video schön zu sehen, denn ihre einzelnen Testpersonen reagieren durchaus überrascht auf den zusätzlichen Daumen und finden dann ihre eigenen Einsatzszenarien. Während der dort benutzte Prototyp eher technisch anmutet, hat sie noch eine Design-Alternative entworfen, die in ihrer – von Tattoos inspirierten filigranen Form – eher ein Schmuckstück darstellt. Dennoch sei auch diese voll einsetzbar, wie Dani Clode schreibt.

Prototypen für zusätzliche Gliedmaßen werden häufiger in der Designer-, Forschungs- oder Maker-Szene entwickelt – so spendierte in der Vergangenheit etwa eine Gruppe von der US-Universität Georgia Tech Schlagzeugern einen dritten Arm. Handprothesen aus dem 3D-Drucker gibt es in verschiedensten Versionen – einen Eigendruck hat die Make-Redaktion schon 2015 mit zu c't uplink gebracht. (pek)