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Was wirklich wahr war: Des nassen Sommers erste Rätsel aufgelöst

Zehn Hardware-Rätsel galt es zu lösen, dazu ein Musik-Rätsel aus der Zeit um 1967, in der der Summer of Love die Menschen antörnte. Eines mussten wir zurückziehen, weil es, ähem, falsch war.

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Was wirklich wahr war: Des nassen Sommers erste Rätsel aufgelöst
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Hal Faber

Summertime, and the Wahlkampf ist easy. Umstandslos ist aus dem G20-Gipfel der Bundesregierung der Wahlkampf für den nächsten Bundestag als kreischender Block herausgebrochen und der Parolen sind viele. Die einen fordern eine umfassende europäische Extremistendatei, weil in Hamburg französisch und italienisch zu hören war. Die anderen halten das für einen Rechtsbruch. In der Analyse der Plünderungen, die an die Plünderungen von London 2011 erinnerten, hilft das nicht weiter. Auch das im Sommerrätsel erwähnte Manifest vom kommenden Aufstand ist Thema, erklärt aber nicht alles.

Das ebenfalls zum Wahlkampf gehörende Gerede über diskriminierende Algorithmen, ihre Verfolgung und Ausmerzung nebst neuer Anleitungen zum vorurteilsfreien Programmieren wird uns weiter beschäftigen, wie aus dem Maschinenraum zu hören ist.

Zehn Hardware-Rätsel galt es zu lösen, dazu ein Musik-Rätsel aus der Zeit um 1967, in der der Summer of Love die Menschen antörnte. 5 Rätsel wurden gelöst, ein Rätsel musste zurückgezogen werden, weil mit den eingegangenen Antworten klar wurde, dass das Rästel selbst falsch war. Bitte um Nachsicht.

Frage 1 beschäftigte sich, wie erkannt wurde, mit dem Gedicht von Richard Brautigan, "All watched over by Machines of Loving Grace". Es war, wie in der ARD-Doku zu den Hippies im Silicon Valley gezeigt wurde, der Computerpionier Lee Felsenstein, der für das Valley die vernetzte "Community Memory" errichten wollte und die Firma Loving Grace Cybernetics gründete.

Frage 2 fragte nach den Hippies und Parasiten. Die Antwort war eine weitere Computerfirma namens Parasitic Engineering, die den Computer Equinox 100 vertrieb, sich aber bald auf das Schreiben von Programmierbüchern spezialisierte.

Frage 3 zum Taschenrechner SR 10 von Texas Instruments wollte wissen, wie für diesen geworben wurde. In Deutschland warb Texas Instrument um den Geschäftsmann "Rechner, die ihre Sprache sprechen" und setzte sich damit von der umgekehrten polnischen Notation ab, die Konkurrent Hewlett Packard bevorzugte. In den USA, wo gerade der Optionsscheinhandel an der Börse von Chicago gestartet worden war, warb man in den Finanzblättern mit Now you can find the Black-Scholes value using our calculator. Der "Risikokapitalismus" startete mit einem Taschenrechner.

Frage 4 suchte ein Herz, das ursprünglich ein Taschenrechner werden sollte: den ersten Mikroprozessor Intel 4004, der ursprünglich für die japanische Taschenrechner-Firma Busicom entwickelt wurde.

Frage 5 zeigte den Logikus von Kosmos, suchte jedoch nach einer anderen Firma, die mit dem Rechner startete. Da 1969 Ost- und Westdeutschland getrennt waren, gibt es zwei Antworten. Im Osten startete der Modelleisenbahnbauer mit der Tochter VEB Piko Elektronik mit dem Vertrieb des Pikodat (Abbildung oben). Im Westen startete ein Vertrieb namens 2001 mit dem Logikus-Vertrieb und bewarb ihn in Schülerzeitungen wie "Underground" (Bild rechts). Der Name 2001 stammt von Stanley Kubricks Film "2001: Odyssee im Weltraum", doch der Vertrieb von Computern wollte nicht klappen: 2001 nannte sich in Zweitausendeins um, produzierte und vertrieb Bücher und war zeitweise der Lieferant für alternative Literatur schlechthin.

Zu der Alternativ-Bewegung, die aus dem Summer of Love entstand, zählte auch der Umgang mit alternativen Medien. Frage 6 suchte als Vorläufer der VR-Brillen den Info-Gonk der britischen Künstlergruppe Archigram, beschrieben als Fernseh-Lernsystem für jedermann.

Der Info-Gonk.

Frage 7 sollte dem Xerox-Dump aus einer Präsentation von Alan Kay gelten, doch stellte sich heraus, dass dieser Dump eine kleine Erfindung von Kay war und die Frage musste zurückgezogen werden.

Frage 8 fragte nach Michelson und Morley, den beiden Physikern, die mit ihrem Experiment die Äthertheorie faliszifizieren konnte. Michelson und Morley waren die ersten beiden Computer, die am Xerox-Forschungsinstitut PARC via Ethernet verbunden waren. Das Ethernet und das Coax-Kabel waren gesucht.

Sympathy for the Devil hatten viele, doch Frage 9 suchte den Kongress Sympathy for the Devil, auf dem sich die westdeutsche Linke erstmals mit dem alternativen Einsatz von Computern beschäftigte.

Frage 10 suchte den ersten Prozessor, der per Gesetz geschützt wurde, der 32-Bit-Mikroprozessor 78032 von DEC. Er wurde dennoch nachgebaut, in der DDR und sollte dort unter dem Namen MME U80701 eine große Ostblock-Karriere machen. Bei seiner Präsentation prägte Erich Honecker den angeblich August Bebel zugeschriebenen Satz der Chipproduktion auf: "Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf." Was erst vor wenigen Jahren bekannt wurde: Der Nachbau des DEC-Chips war nicht nur eine Fälschung, sondern eine gefälschte Fälschung, die die IT-Spezialisten dem Staatschef unterjubelten. "Wir wollten nur nicht, dass der das echte Ding bekommt." Der Sozialismus in seinem ostdeutschen Lauf war da schon am Ende.

Frage 11 suchte Spiro T. Agnew. Aber Musikrätsel sind ja immer zu einfach. (vbr)