Bund lässt mögliche Gesundheitsrisiken von Stromleitungen erforschen

Mit den neuen großen Stromtrassen kommen auch Fragen zu gesundheitlichen Risiken auf. Ob sich die Stromleitungen negativ auf Menschen auswirken könnten, will der Bund in den nächsten Jahren mittels einiger Studien herausfinden.

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Bund lässt mögliche Gesundheitsrisiken von Stromleitungen erforschen

(Bild: dpa)

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Die Bundesregierung lässt über die kommenden sechs Jahre die Auswirkungen von Stromleitungen auf die Gesundheit von Bürgern erforschen. Hintergrund ist der massive Ausbau der Stromnetze unter anderem mit neuen "Strom-Autobahnen" von Nord- nach Süddeutschland, der für die Energiewende notwendig ist.

"Wir sind überzeugt, dass wir alle gut gesichert sind durch die gesetzlichen Regelwerke", sagte die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz, Inge Paulini, am Dienstag in Berlin. Bisher seien keine negativen Folgen nachgewiesen. Es gebe aber wissenschaftliche Fragen und Verdachtsmomente, die zu Sorgen in der Bevölkerung führten.

Das rund 18 Millionen Euro schwere Forschungsvorhaben ist auf sechs Jahre angelegt und soll mehr als 30 Projekte umfassen. So sind etwa Studien in den Bereichen Epidemiologie und Biologie, Exposition und Dosimetrie sowie Risikokommunikation geplant. Bisher steht nur das Bundesumweltministerium als Finanzierer fest.

Untersucht werden soll zum Beispiel, ob es einen Zusammenhang von sogenannten niederfrequenten Magnetfeldern mit Krankheiten wie Demenz, Parkinson oder ALS gibt und ob sie bei Kindern das Risiko für Leukämie erhöhen können. Die Frage, ab wann elektrische und magnetische Felder wahrgenommen werden können, sowie das Risikobewusstsein der Bevölkerung sollen ebenfalls Themen sein.

Das Bundesamt für Strahlenschutz setzt sich unter anderem mit den Auswirkungen von magnetischen Wechselfeldern auseinander.

(Bild: BfS)

Nachgewiesen sei beispielsweise, dass niederfrequente Felder im menschlichen Körper zusätzliche elektrische Felder und Ströme erzeugen – diese können in der Folge "Nerven- und Muskelzellen" reizen. Damit dies geschieht, müssen laut dem Bundesamt für Strahlenschutz jedoch bestimmte frequenzspezifische Wirkungsschwellen überschritten werden. So heißt es etwa: "Für die Reizung von Nervenfasern, die in der Haut oder in den Muskeln liegen, sind zum Beispiel elektrische Feldstärken von 4-6 Volt pro Meter (V/m) nötig". Je höher auftretende Feldstärken seien, umso gefährlicher könnte dies werden – "kommt die neuronale Reizleitung im Körper durcheinander, drohen [etwa] Herzrhythmusstörungen". Auch auf das Verhalten von Tieren, wie Fledermäuse oder Vögel, könnten die statischen Magnetfelder der geplanten HGÜ-Leitungen (Hochspannungs-Gleichstromtechnik) Einfluss nehmen.

Das Forschungsprogramm behindere den Ausbau des Stromnetzes "in keiner Weise", betonte Paulini. "Falls da etwas Bedenkliches herauskommt, werden wir das natürlich in die Prozesse einspeisen." (mit Material der dpa) / (kbe)