Angebliche Kreml-Nähe: Kaspersky-Nutzung in US-Behörden eingeschränkt

Der russische Antivirenhersteller Kaspersky gerät in den USA angesichts einer zunehmenden Konfrontation mit Russland zwischen die Fronten. Nun hat eine wichtige Behörde erklärt, künftig auf die Software zu verzichten.

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USA: Nutzung von Kaspersky durch Behörden eingeschränkt
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Die mit der Versorgung der US-Verwaltung durch Büromaterial vertraute General Services Administration GSA hat den russischen Softwarehersteller Kaspersky Labs von der Liste der Unternehmen genommen, deren Produkte genutzt werden dürfen. Das ist der bisher weitreichendste Schritt von US-Verantwortlichen, die dem Antivirenhersteller eine zu große Nähe zu staatlichen Stellen in Russland vorwerfen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters.

Der Schritt folgte kurz nach einem Bericht von Bloomberg, in dem das Finanzmagazin unter Berufung auf interne E-Mails berichtet, dass Kaspersky deutlich enger mit dem russischen Geheimdienst FSB kooperiert, als das bislang eingestanden wurde. Die Entscheidung sei nach ausführlicher Überprüfung getroffen worden, um die Integrität und Sicherheit von US-Systemen und -Netzwerken zu gewährleisten, erklärte ein Sprecher.

Der Disput zwischen Kaspersky und US-Verantwortlichen dauert bereits seit einer ganzen Weile an, hatte Bloomberg zusammengetragen. Anfang Mai hatte der republikanische Abgeordnete Marco Rubio mehrere Vertreter von Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden in einer öffentlichen Anhörung gefragt, ob sie in ihren Netzen Produkte von Kaspersky zuließen. Die verneinten das einmütig. Scheinbar zusammenhanglose Fragen wie diese von Rubio stellen Abgeordnete oft, nachdem sie in geheimen Sitzungen Details erfahren haben. Über diesen Umweg können sie Sachverhalte zumindest grob öffentlich machen. Rubio machte Kaspersky damit zum Politikum, das Unternehmen reagierte mit deutlichen Dementis auf die Vorwürfe.

Vor wenigen Tagen hatte dann ein Senatsausschuss eine Gesetzesvorlage beschlossen, die dem US-Militär die Nutzung von Kaspersky-Software untersagen würde. Das Unternehmen wehrt sich, sieht sich unverschuldet in einen geopolitischen Kampf hineingezogen und von beiden Seiten ausgenutzt. Erst am Dienstag erklärte Kaspersky Labs, es habe keine "unangemessenen Kontakte zu irgendeiner Regierung". Das Unternehmen arbeite regelmäßig mit Regierungen und Strafverfolgern zusammen, aber mit dem ausschließlichen Ziel, Cybercrime zu bekämpfen. In dem Bloomberg-Artikel würden Fakten falsch interpretiert oder manipuliert, um der "Agenda bestimmter Individuen zu dienen". Es seien auch keine Beweise vorgelegt worden, weil es gar keine unangemessenen Beziehungen gebe.

Die Konfrontation zwischen Kaspersky und US-Offiziellen berührt sensible Punkte in der gegenwärtigen US-Öffentlichkeit. So stehen weiterhin die Vorwürfe im Raum, russische Hacker hätten versucht, die US-Wahlen zu beeinflussen; die Vorwürfe der illegalen Nähe zwischen der Kampagne Donald Trumps und russischen Stellen werden immer konkreter. Der nun erfolgte Schritt bedeutet, dass die GSA bei ihrer Unterstützung anderer staatlicher Stellen nicht mehr auf Kaspersky zurückgreifen kann. US-Behörden können aber weiterhin Software des russischen Herstellers kaufen, wenn sie sich selbstständig versorgen. (mho)