Neuer Inkasso-Streit beim Call by Call

Die Call-by-Call-Anbieter Talkline und 01051 Telecom haben jeweils unabhängig voneinander einstweilige Verfügungen gegen die Deutsche Telekom erwirkt.

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Der Call-by-Call-Anbieter Talkline, an dessen Übernahme debitel und Mobilcom interessiert sein sollen, und sein Konkurrent 01051 Telecom haben jeweils unabhängig voneinander einstweilige Verfügungen gegen die Deutsche Telekom erwirkt. Für beide Unternehmen muss die Telekom bis zu einer endgültigen Entscheidung nun wieder das komplette Mahn- und Rechnungswesen für die beiden Firmen übernehmen.

Vorausgegangen war der so genannte Inkasso-Streit: Call-by-Call-Verbindungen ohne Anmeldung werden meist nicht separat, sondern über die Rechnungen der Deutschen Telekom mit den Kunden abgerechnet. Den dadurch entstehenden Aufwand möchte der Rosa Riese gerne ersetzt haben. Streitpunkt ist die Höhe der dafür fälligen Zahlungen, die die Telekom in ihrer bisherigen Höhe als nicht mehr kostendeckend betrachtet. Deshalb stritten sich Telekom und Call-by-Call-Anbieter und baten dann die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) um einen Schlichtungsvorschlag. Die Behörde, die laut Telekommunikationsgesetz in diesem Falle eigentlich gar nicht zuständig ist, legte auch einen Vorschlag vor, den beide Seiten akzeptierten. Demzufolge durfte die Telekom das gesamte Reklamations- und Mahnwesen an die Wettbewerber abgeben, die seitdem selber zusehen müssen, wie sie ihr Geld von zahlungsunwilligen Kunden bekommen.

Talkline und 01051 Telecom gingen nun dagegen vor, weil sie sich durch das neue System benachteiligt fühlen: Falls ein Kunde seine Rechnung nicht bezahlt, teilt die Telekom das dem Call-by-Call-Anbieter zwar mit, verschickt jedoch gleichzeitig eine Mahnung über den eigenen ausstehenden Rechnungsanteil. Eine Mahnung des Mitbewerbers über dessen ausstehenden Rechnungsanteil komme also immer erst später an. Übereinstimmend sagten Sprecher der beiden Unternehmen gegenüber heise online, dass viele Kunden der Meinung seien, alles sei erledigt, wenn sie die Telekom-Mahnung bezahlen würden, und sie könnten weitere Mahnungen ignorieren. Zudem würde die Telekom bei einem zwischenzeitlichen Zahlungseingang die Mitbewerber zu spät informieren, sodass diese eine Mahnung rausschicken, obwohl der Kunde mittlerweile gezahlt habe.

Der wirkliche Grund für die heftige Gegenwehr gegen das neue Inkasso-Modell dürfte jedoch bei den hohen Kosten liegen, die ein Mahnverfahren bei den Call-by-Call-Anbietern verursacht. Bei Gewinnspannen von wenigen Pfennigen und einem Rechnungsumfang, der bei Privatkunden teilweise unter 10 Mark liegt, lohnt sich die ganze Mahnerei nicht: Zu den Portokosten, die allein schon die möglichen Gewinne übersteigen können, kommen noch die Kosten für Personal, Anwälte und mögliche Gerichtsverfahren. Die Call-by-Call-Anbieter befürchten nun, dass sie auf den unbezahlten Kundenrechnungen sitzen bleiben und so das Geschäft unrentabel wird. 01051-Sprecher Martin Lukas fasste die Befürchtungen zusammen: "Wenn die Telekom sich durchsetzt, ist der Call-by-Call-Markt vor dem Ende".

Am 12. Juli soll es nun zunächst Anhörungen in beiden Verfahren geben, wann es zu einer endgültigen Entscheidung kommt, ist bislang unbekannt. (axv)