Neue SAP-Facetten auf der Sapphire

Die SAP-Anwendermesse Sapphire 2001 wirft Licht auf neue Produktpläne und Marktstrategien von Europas größtem Softwarehaus. SAP-Mitbegründer Hasso Plattner eröffnete die Messe heute in Lissabon mit ungewohnt kernigen Sprüchen: "Wir sind wieder in der Realität angekommen. [...] Es gibt keine Wunderwelt des E-Commerce, in der man nur ein Web-Angebot braucht, sich aber nicht um Vertrieb, Logistik und Dienstleistungen kümmern muss."

Gleichzeitig räumte er ein, dass SAP in den vergangenen Jahren den Fehler begangen hat, sich zu sehr auf die eigene Produktwelt zu konzentrieren. Aber Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: "Wir möchten Architekt einer Software-Lösung sein, die weit über unsere eigenen Produkte hinaus reicht." Im Klartext will das Unternehmen künftig auf Module setzen, die Informationen zwischen SAP-Programmen und Mitbewerber-Software austauschen können.

Weiterhin stellen die Walldorfer, wie die Financial Times Deutschland berichtet, auf der Messe eigene Software aus, mit der Firmen ihre Webseiten verwalten und an die internen Computersysteme anbinden können. Marktforscher von Forrester Research trauen diesem Marktsegment ein jährliches Wachstum von 60 bis 80 Prozent zu.

Wie man es von SAP erwartet, will sich das Unternehmen wohl hauptsächlich auf die größeren Implementierungen stürzen, die im Einzelfall auch einmal ein bis zwei Millionen Dollar kosten. Die Walldorfer rechnen sich dafür Entwicklungsvorteile aus, weil sie die Anbindung von Firmenportalen an ERP-Software (Programme fürs Enterprise Resource Planning) schon länger anbieten. Binnen eines halben Jahres will SAP ein eigenes Produkt zum Enterprise Content Management auf den Markt bringen. Auch wenn Experten den Zeitplan mit Skepsis sehen, geben sie dem Softwareriesen doch Chancen, bis zum Jahresende den ganzen Markt aufzurollen. (hps)