Wenn die Pufferbatterie billiger als das Erdgaskraftwerk wird

In Minnesota könnte es bald gelingen, Strom aus erneuerbaren Quellen konkurrenzfähig in neuartigen Akkus zwischenzuspeichern.

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Von
  • Michael Reilly

Der US-Bundesstaat Minnesota ist in Sachen grüner Energie selten in den Schlagzeilen. Beim Wind läuft es bereits gut, so kamen 2016 18 Prozent des gesamten Strombedarfs aus Rotorenanlagen, was für einen Platz in den Windkraft-Top-10 der Vereinigten Staaten reicht. Bei der Sonnenenergie sieht es wesentlich schlechter aus. Bei der installierten Kapazität liegt der Bundesstaat nur auf Platz 28 und die bislang nur relativ kleinen Projekte innerhalb seiner Grenzen kommen an die größerer Staaten wie Kalifornien oder Texas kaum heran.

Doch eine neue Studie des Energy Transition Lab an der University of Minnesota zeigt nun, dass der Staat im mittleren Westen, der 5,5 Millionen Einwohner hat, eine Vorreiterrolle in einem anderen Bereich der erneuerbaren Energien spielen könnte. Demnach könnte es ab dem übernächsten Jahr, also 2019, in Minnesota billiger sein, große Pufferbatterieanlagen zu bauen, als auf den Betrieb von Erdgaskraftwerken zu setzen, wenn es einmal eine Windflaute oder schlechtes Wetter gibt.

Derzeit kommen insgesamt 21 Prozent des Strombedarfs in dem Bundesstaat aus erneuerbaren Quellen. Das ist nicht schlecht für die USA. Allerdings ist derzeit geplant, zusätzliche 1800 Megawatt an Erdgaskraftwerken zu installieren, die bis 2028 ans Netz gehen sollen – und zwar spezifisch dafür, um Lastspitzen abzufedern. Diese Anlagen sollen besonders schnell anlaufen können, wenn es am Tag zu einer besonders hohen Energienachfrage kommt, die von den Erneuerbaren womöglich nicht gedeckt werden kann.

Könnte man Wind- und Sonnenkraft in guten Produktionszeiten dagegen verlässlich und kostengünstig speichern, bräuchte man diese "Peaker"-Anlagen nicht. Doch bislang galt dies als unrealistisch und teuer.

In der Untersuchung des Energy Transition Lab ist nun nachzulesen, dass das nicht mehr stimmen muss. Laut der Analyse wäre die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien als Energiespeicher im Stromnetz eine gute Möglichkeit, den notwendigen Strom für Lastspitzen vorzuhalten, ohne dass das mehr kosten würde als die Erdgaskraftwerke.

Dieses Ergebnis mag zunächst überraschend klingen, kommt aber zu einem interessanten Zeitpunkt. Zum einen sinkt der Preis von Lithium-Ionen-Akkumulatoren weiterhin beständig, eine Tatsache, die auch die Automobilwirtschaft spannend ist. Zum anderen kommen Pufferbatterien fürs Stromnetz immer häufiger zum Einsatz, auch wenn sie insgesamt noch selten sind. Die Untersuchung der University-of-Minnesota-Forscher legt nun nahe, dass beide Trends zusammengeführt werden könnten. Die Technik würde helfen, den Klimawandel zu bekämpfen, ohne die Stromkunden allzu sehr zu belasten. (bsc)