Zuses Z3 wird 60
"Ich bin zu faul zum Rechnen." Dieses Eingeständnis eines jungen Ingenieurstudenten sollte die Welt verändern.
"Ich bin zu faul zum Rechnen." Dieses Eingeständnis eines jungen Ingenieurstudenten sollte die Welt verändern. Mitte der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts plagte sich ein angehender Bau-Ingenieur während seines Studiums an der damaligen Technischen Hochschule Charlottenburg mit Algorithmen für die statischen Berechnungen von Bauwerken. Die vielen Personen, die damals in Instituten oder der Industrie mit Zahlen jonglierten, nannte man zu jener Zeit Rechenknechte – Computoren. Konrad Zuses Vision war, den Ingenieuren die stupide Arbeit des Rechnens durch eine Maschine abzunehmen.
Von 1936 bis 1938 konstruierte der Berliner an seiner ersten Rechenmaschine, der Z1. Sie war eine mechanische Konstruktion und bestand aus rund 40.000 Einzelteilen. Nach einem Zwischenexperiment mit der Rechenmaschine Z2 gelang es Zuse, den Nachfolger vollständig mit 2500 telephonischen Relais in seiner Berliner Wohnung aufzubauen. Am 12. Mai 1941 führte der Erfinder sein Werk einer kleinen Gruppe von Besuchern zum ersten Mal vor. Die Z3 konnte die arithmetischen Grundoperationen in beliebigen Kombinationen ausführen und besaß einen Speicher für 64 Zahlen – sie war auch die erste Maschine, die mit Gleitkommazahlen arbeitete. Nach der Vorführung der Z3 im Jahr 1941 konnte Zuse einen Auftrag für eine noch größere Maschine sichern, die Z4, die bis 1945 fast vollendet wurde. Die Z1 und Z3 wurden 1943 im Krieg zerstört. 1945 entwickelte der Vater des Computers die heute fast vergessene Programmiersprache "Plankalkül".
Aus Anlass des Z3-Jubiläums veranstalten das Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB), die Technische Universität Berlin und die Freie Universität Berlin am 11. Mai ein Symposium mit dem Titel "Sechzig Jahre Computergeschichte". Die Tagung am ZIB soll über Leben und Werk von Konrad Zuse sowie über die Geschichte seiner Rechenmaschinen Auskunft geben.
Auf dem Symposium wird auch die Rekonstruktion der Rechenmaschine Z3 gezeigt, die von einem Team der beiden Berliner Universitäten nachgebaut wurde und die zu pädagogischen Zwecken eingesetzt werden kann. Das Projekt wurde von Dr. Horst Zuse (TU Berlin) und Prof. Raul Rojas (FU Berlin) geleitet, die elektronischen Schaltungen wurden von Dr. Frank Darius und Dipl.-Ing. Georg Heyne in mühevoller Arbeit entworfen und implementiert. Auch Schüler haben ihren Beitrag für dieses Vorhaben geliefert: Der Rahmen für die Maschine wurde von der 1. Berufsschule für Sonderpädagogik (Berlin-Pankow), die Konsole vom Friedrich-Schiller-Gymnasium (Bautzen) und der Lochstreifenleser von der Konrad-Zuse-Schule (Hünfeld) gebaut.
Der Nachbau der Z3 ist mit kleinen Relais realisiert worden. Die Architektur wurde dabei respektiert, aber so umgesetzt, dass der Datenfluss durch kleine Leuchtdioden angezeigt wird. Die Maschine ist klein genug, um transportiert zu werden, und wird in der Zukunft bei verschiedenen Ausstellungen gezeigt. Eine Rekonstruktion im Eins-zu-Eins-MaĂźstab wurde in den sechziger Jahren von Konrad Zuse selbst gebaut und befindet sich heute im Deutschen Museum in MĂĽnchen. (wst)