Facebook will Bezahlfunktion für journalistische Inhalte testen

Facebook hat die Absicht, eine Paywall zu errichten: Im Oktober testet das soziale Netzwerk einen kostenpflichtigen Aboservice für journalistische Inhalte. Die Nutzer können pro Monat zehn Artikel kostenlos lesen – dann senkt sich die Bezahlschranke.

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Facebook-App "Instant Articles"

Facebook will seine "Instant Articles" um eine Paywall ergänzen – zur Freude der Verleger.

(Bild: dpa, Facebook/Archiv)

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Facebook-Nutzer könnten bald zur Kasse gebeten werden, wenn sie journalistische Inhalte lesen möchten: Das soziale Netzwerk will offenbar seine "Instant Articles" um eine Paywall ergänzen, berichtet das Finanzmagazin TheStreet. So bleiben die Nutzer bei Facebook und die Medienhäuser erhalten Geld für ihre Inhalte – beide Seiten profitieren. Facebook will den neuen Abo- und Bezahlservice im Oktober testen, kündigte Campbell Brown, Head of News Partnerships, auf einer Konferenz an. Verläuft der Test gut, soll der Service im nächsten Jahr ausgeweitet werden.

Schon eine Weile experimentieren vor allem in den USA diverse Zeitungen mit unterschiedlichen Paywalls: Die New York Times etwa gewährt den Lesern pro Monat zehn kostenlose Artikel; danach werden sie zur Kasse gebeten. Auch Facebook plant, dieses "Metered Model" einzuführen. Die Nutzer sollen ebenfalls zehn Artikel pro Monat gratis lesen können, ehe die Bezahlschranke sich senkt. Die neue Funktion soll außerdem Freemium-Modelle unterstützen. Die Verleger sollen selbst entscheiden, welche Artikel etwas kosten und welche nicht.

Facebook befindet sich derzeit in frühen Verhandlungen mit "mehreren Medienhäusern", erklärte Campbell Brown auf dem "Digital Publishing Innovation Summit" in New York. Facebook wolle herausfinden, wie es die Verlage mit Abo-Modellen unterstützen kann. Als Teil des "Facebook Journalism Project" nehme man sich viel Zeit, um die Bedürfnisse der Partner zu verstehen, so Brown gegenüber Engadget. Mit dem Wall Street Journal führe Facebook bereits fortgeschrittene Gespräche.

Facebook ist sichtlich bemüht, den Verlegern entgegen zu kommen: In den USA hatte sich nämlich eine Allianz von insgesamt 2000 Zeitungen und Verlagen zusammengetan, um gemeinsam gegen Facebook und Google zu kämpfen. Die Allianz kritisiert, dass die Dominanz der beiden Internetriesen dazu führt, dass die Medienhäuser nach den Regeln von Facebook und Google spielen müssten. Sie seien es, die bestimmen, wie Informationen dargestellt, sortiert und monetarisiert werden. Die beiden Unternehmen seien außerdem Schuld an der steigenden Verbreitung von Fake News, so ein weiterer Vorwurf der Allianz.

Gerade in den USA leiden viele Zeitungen unter schrumpften Auflagen und Verlusten im Anzeigengeschäft. Sie fordern einen stärkeren Schutz ihrer Inhalte sowie einen größeren Anteil am Onlineanzeigengeschäft, das Facebook und Google dominieren. Damit die News-Allianz aber als Gruppe mit den Internet-Unternehmen verhandeln darf, benötigen sie vom US-Kongress eine Befreiung vom Kartellrecht. Es sei jedoch unwahrscheinlich, eine solche Ausnahmegenehmigung zu bekommen, schreibt The Guardian. Campbell Brown jedenfalls erklärte, hochwertigen Journalismus fördern zu wollen, damit er auf Facebook gedeihen kann. (dbe)