The End is Nigh angespielt: Plattform-Apokalypse

Geht’s noch ein bisschen schwieriger? The End is Nigh von Ed McMillen und Tyler Glaiel ist ein postapokalyptischer Retroplattformer, der an den Nerven der Spieler zerrt.

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The End is Nigh angespielt: Plattform-Apokalypse
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

The End is Nigh ist der geistige Nachfolger des Indie-Hits Super Meat Boy. Ähnlich wie damals steht die Fingerfertigkeit des Spielers an erster Stelle. Die einzelnen Screens sind zwar in nur wenigen Sekunden zu meistern, aber dafür muss in dieser Zeit aber wirklich alles perfekt zusammenpassen.

Rund 600 Screens, unterteilt in zwölf Abschnitte, muss ich hüpfend, duckend und hängend hinter mich bringen, bevor ich dieses Monster an Spiel geschafft habe. Im Grunde genommen muss ich in The End is Nigh von von Ed McMillen und Tyler Glaiel nur von links nach rechts zum rettenden Ausgang springen und dabei geschickt Gegnern aus dem Weg gehen, Abgründe überspringen oder mit dem richtigen Timing auf mobile Plattformen hüpfen. Aber jeder Sprung muss perfekt gezielt sein, denn jeder noch so kleine Fehler wird mit meinem virtuellen Tod bestraft. Es ist ein ständiges Anrennen, das mir die Schweißperlen ins Gesicht treibt. Meine Frusttoleranz ist gefordert und ab und an möchte ich das Gamepad gegen die Wand werfen. Ungefähr so muss sich Sisyphos gefühlt haben.

Aber wie heißt es noch gleich? „Man muss sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen“. Irgendwann schaffe ich nämlich das scheinbar Unmögliche. Den Zacken, der mich vorher regelmäßig aufgespießt hat, überspringe ich elegant. Ich tauche zielstrebig unter dem Skelett hindurch, das mich vorher zermalmt hat und hüpfe blitzschnell über zerfallende Gebäude schnurstracks zum Ausgang. Dass ich dann auch alle Videospielmodule und Tumore einsammeln will, um meine 100-%-Quote zu erreichen, ist wohl Ehrensache, oder?

The End is Nigh angespielt (5 Bilder)

In The End is Nigh ist sogar das Intro spielbar

Äh, Moment mal. Tumore? Ja, richtig gelesen. Obwohl The End is Nigh ohne Story funktioniert, gibt es einiges zwischen den Zeilen zu lesen. Wie schon in The Binding of Isaac garniert Entwickler Ed McMillen sein Spiel mit einer düsteren und makabren Hintergrundgeschichte. Meine Spielfigur Ash lebt nämlich in der Postapokalypse, in der alles nur noch vor sich hin rottet. Und weil alles so schön stirbt, sammle ich eben Körperteile und Tumore. Weil man das halt so macht.

Dazu passt auch gut die düstere visuelle Umsetzung. Im Gegensatz zu Spielen wie Ori and the Blind Forest kaschieren die Entwickler den heftigen Schwierigkeitsgrad nicht mit poppig-bunter Knuddelgrafik. The End ist Nigh wirkt stattdessen wie eine Mischung aus dem minimalistischen Super Meat Boy und dem schrägen Comic-Look von The Binding of Isaac. Farben? Sind rudimentär vorhanden, aber im Prinzip wechseln nur die Farbtöne in der fast monochromen Darstellung.

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Die Entwickler von The End is Nigh überraschen mich ständig mit neuen fiesen Einfällen. Zwar sind alle Mechaniken aus der reichhaltigen Genregeschichte entlehnt, Abwechslung kommt aber trotzdem auf. Das schwarzhumorige Hintergrundszenario über Postapokalypse, Krankheit und Tod verleiht dem Spiel all die Ecken und Kanten, die so manchen großen Spielen heute fehlen. Wenn Super Mario so etwas wie eine klassische Sinfonie ist, dann ist The End is Nigh eben dreckiger Punkrock. Spielen sollte man beide.

The End is Nigh ist am 12. Juli für PC erschienen und kostet 15 Euro. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden auf dem PC gespielt. (dahe)