Zugriff auf verschlüsselte Inhalte: Apple stellt sich gegen australische Regierung

Auf einem Treffen mit dem australischen Justizminister haben sich Apple-Manager gegen den geforderten Zugriff auf verschlüsselte Kommunikation ausgesprochen. Eine Hintertür in Verschlüsselungssystemen verringere die Sicherheit aller Nutzer.

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iPhone-Streit

Apple wurde im vergangenen Jahr per Gerichtsbeschluss angewiesen, dem FBI beim Entsperren eines iPhone 5c zu helfen, das von dem Attentäter von San Bernardino genutzt worden war, hat dies aber verweigert.

(Bild: dpa, Justin Lane)

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Apple hat Einwände gegen geplante Gesetzesänderungen in Australien erhoben, die der Regierung Zugriff auf verschlüsselte Kommunikation verschaffen sollen – etwa bei Messaging-Diensten wie iMessage. Für Datenschutz verantwortliche Spitzenmanager des Konzerns haben sich in kurzer Zeit zweimal mit Vertretern der australischen Regierung getroffen, berichtet der Sydney Morning Herald. Das jüngste Treffen habe am Dienstag stattgefunden, daran nahm auch der Justizminister George Brandis teil.

Apple habe in den Treffen klargestellt, dass der Konzern keine neuen Gesetze befürwortet, die IT-Konzernen generell den Einsatz von Verschlüsselung untersagen oder eine staatliche Zugriffsmöglichkeit auf verschlüsselte Kommunikation festschreiben. Eine Hintertür für iPhone und iMessage würde die Sicherheit für alle Nutzer verringern, argumentierte der Hersteller nach Angabe der Zeitung. Apple betonte zugleich, man unterstütze Strafverfolgungsbehörden auf Nachfrage bei ihrer Arbeit.

Die australische Regierung strebt derzeit eine “freiwillige Zusammenarbeit” mit IT-Konzernen wie Apple an, um Zugriff auf verschlüsselte Inhalte zu bekommen. "Doch wir werden auch Gesetze schaffen, um Zwangsmaßnahmen einsetzen zu können, wenn wir nicht die Zusammenarbeit erhalten, die wir wünschen", betonte Brandis jüngst in einem Interview. Wie ein derartiger Zugriff technisch erfolgen soll, bleibt unklar, dies war dem Bericht zufolge einer der Gründe für das Treffen mit Apple.

Die geplanten Gesetzesänderungen dürften sich an Großbritanniens Netzüberwachungsgesetz orientieren, erklärt der Sydney Morning Herald – das hatte Apple bereits öffentlich kritisiert. Die Integration von Hintertüren und Überwachungsmöglichkeiten würde die in Apple-Produkte eingebauten Schutzsysteme schwächen und alle Kunden in Gefahr bringen, argumentierte der Konzern schon damals. "Ein Schlüssel unter der Fußmatte steht nicht nur den Guten zur Verfügung, die Bösen finden diesen auch".

Apples Kommunikationsdienste iMessage und FaceTime setzen auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die iOS-Verschlüsselung ist an das Passwort des Nutzers geknüpft. Das Unternehmen betont, es könne deshalb den Inhalt der Nachrichten nicht einsehen und iPhones und iPads nicht entsperren. Auf richterliche Anfrage stellt Apple nach eigener Angabe aber Metadaten zu den Kommunikationsvorgängen bereit.

Staatliche Stellen können mit einem richterlichen Beschluss außerdem den Zugriff auf bestimmte iCloud-Daten anfordern, darunter auch das iCloud-Backup, das auch iMessage, SMS- und MMS-Nachrichten sowie Voicemail-Mitteilungen beinhaltet. Mit iOS 11 will Apple iMessage-Nachrichten besser synchronisieren und absichern – und kann dann angeblich auch nicht mehr darauf zugreifen. (lbe)